CHOPPER CHICKS IN ZOMBIETOWN
USA 1989 / O: „Chopper Chicks in Zombietown” / AT: "Zombie Town" / Prod.: Lloyd Kaufman & Michael Herz, Troma, Chelsea Partners Prod.
Regie + Buch: Dan Hoskins / Musik: Daniel May / Kamera: Tom Fraser / Schnitt: W. O. Garrett / Ausf. Prod.: Arthur Sarkissian / Prod.: Nancy Paloian, Maria Snyder / Make-up-Effekte: Ed French
Don Calfa (Ralph Willum), Jamie Rose (Dede), Catherine Carlen (Rox), Lycia Naff (T.C.), Vicki Frederick (Jewel), Kristina Loggia (Jojo), Gretchen Palmer (Rusty), Nina Peterson (Tanja), Whitney Reis (Lucile), Ed Gale (Bob Littleton), Billy Bob Thornton (Donny), Martha Quinn (Mae Clutter), Earl Boen (Metzger), Lewis Arquette (Sheriff Bugiere), Hal Sparks (Lance), Rob King (Vince) sowie Dave Adams, Mel Castelo, Tyrone Bowman, Kea Katz, Martin Brumer, Catherine Craft, David Knell, Craig Stark u.a.
Lang lebe die langlebigen Troma-Studios, seit eh und je ein zuverlässiger Garant für den gepflegten guten schlechten Geschmack. Egal, was man nun von den gesammelten Werken aus der Filmkunst-Schmiede von Lloyd Kaufman & Michael Herz halten mag, ihre Aufsehen erregenden Titel waren schon immer eine Klasse für sich gewesen: TROMEO & JULIET, THE TOXIC AVENGER, SURF NAZIS MUST DIE, MONSTER IN THE CLOSET, CLASS OF NUKE ´EM HIGH und wie sie noch alle heißen mögen. Regie-Eintagsfliege Dan Hoskins inszenierte diese End-Achtziger-Jahre-Knallschote, wie sie nur aus dem Hause Troma kommen kann:
Eine heiße Biker-Weiber-Bande, bestehend aus Hobby-Schlampen, Kampf-Lesben und rebellierenden Aussteigerinnen, zieht pöbelnd und saufend durchs amerikanische Südstaaten-Hinterland, um nicht nur den Kerlen mächtig einzuheizen. Am öden Südenstaatenkaff Zariah wären sie besser vorbei gedüst, werden sie doch dort mit Baseballschläger und Pump-Gun begrüßt. Eine Horde aufgebrachter Bürger ist aber das kleinere Übel im Gegensatz zum örtlichen Leichenbestatter Willum (Don Calfa), der die Toten statt unter der Erde zu begraben lieber als Zombie-Goldschürfer rekrutiert bzw. reanimiert, um sie dann als unfreiwillige Zwangsarbeiter in die Bergwerk-Mine zu stecken. Dummerweise öffnet ein Junge auf der Suche nach seinem Vater die Tür zum Stollen, was für ihn zwar das Ende, aber für die dahinter lauernden Zombies neu gewonnene Freiheit bedeutet. Zur Polkamusik (!) marschierend trotten die untoten Bewohner jammernd und klagend durch die Steppe und wollen doch nur dahin, wo auch E.T. hin wollte: Nach Hause.
Aber ein Zombie will nicht nur einfach nach Hause, nein, ein Zombie will auch was zu knabbern haben, sonst wär’s ja kein Zombie geworden. Das Hungergefühl überwiegt gegenüber dem Heimatgefühl. Ja, und es sind auch eine ganze Reihe Zombies, die Dan Hoskins hier aufmarschieren läßt und marschieren läßt und marschieren läßt und… – fast eine Dreiviertelstunde, ehe sie dann mal endlich zu Hause angelangt sind und was zum Knabbern zwischen die immer noch intakten Beißerchen kriegen. Davor gibt es keifendes Bikerinnen-Gezicke, platte Gags und schlüpfrige Witzchen, es wird gesoffen und es wird gefummelt, während der irre Totengräber Willum mit Hilfe seines Liliputaner-Assistenten Bob Littleton (Ed Gale alias HOWARD, DIE ENTE, 1986) seinem blutigen Treiben nachgeht. Zwischendurch liegen auch schon mal die Nerven blank, Bikerinnen sind schließlich auch nur Frauen, und es kommt zum Weiber-Faustkampf mit Klappmesser und Lederpeitsche. Doch die wehende 80er-Jahre-Dauerwelle sitzt trotzdem perfekt. Mitunter schleicht sich schon mal etwas Leerlauf ein, zumal es nicht immer so richtig klappen will mit dem Humor und die Regie einen unfähigen Eindruck hinterlässt. Nun, es war der einzige Film von Dan Hoskins, weiß der Kuckuck, was aus ihm geworden ist. Vielleicht in einem Bergwerk-Stollen nach Gold suchen?
Als die Zombie-Horde endlich zu Hause angelatscht kommt, gibt es doch noch etwas Leben bei den Untoten. Mit Kettensäge und Schweißbrenner bewaffnet heizen die Biker-Weiber den nach Menschenfleisch gierenden Monstern mächtig ein, da werden reihenweise Köpfe abgeschlagen, die dann durch die Gegend purzeln. Unterstützt werden sie von Willums kleinwüchsigem Helfer, der die Fronten wechselt, und einer Busladung blinder Teenager. Die Effekte sind dabei nicht allzu blutig und sehr einfach gehalten, eben was das niedrige Budget so hergab.
Der Showdown findet ausgerechnet an einem Platz statt, der uns nun schon seit Jahrhunderten Klingelbeutel klingelnd als ein Gott gefälliger Ort verkauft wird: in einer Kirche. Dorthin werden die Untoten gelockt. So macht das die Kirche auch schon seit Jahrhunderten. Bevor es zur finalen Zombie-Explosion kommt, wird aber noch das heilige Kreuz in Sicherheit gebracht – ausgerechnet von einer Biker-Hure. Religion und Prostitution lagen ja schon immer dicht beieinander.
Trotz einiger Durchhänger hält CHOPPER CHICKS IN ZOMBIETOWN im großen und ganzen, wie fast alle Troma-Filme, was der vielversprechende Titel verspricht, auch wenn es diesmal weniger anarchistisch und geschmacklos zugeht wie in den oben genannten Titeln. In Sachen politische Unkorrektheit und skurrilen Einfällen überflügelt die bewusst(los) anspruchslose Zombie-Blödelei aber immer noch unzählige ähnliche Genre-Kollegen aus der C-Movie-Branche. Dennoch dürfte CHOPPER CHICKS IN ZOMBIETOWN nur für Troma-Anhänger und Filmfans mit dem gewissen schlechten Geschmack von Interesse sein.
Unter den Darstellern gibt es auch ein paar Gesichter zu entdecken, was ja bei Troma nicht immer der Fall ist. So gehören der Biker-Gang u.a. Jamie Rose (aus der Weinberg-Seifenoper FALCON CREST), Lycia Naff (aus TOTAL RECALL, das war die mit den drei Titten), Kristina Loggia (Tochter von Robert Loggia) und Gretchen Palmer (WISHMASTER) an. Außerdem in einer frühen Nebenrollen-Jugendsünde mit dabei: Billy Blob Thornton, inzwischen anerkannter Schauspieler, Regisseur und eingebildeter Berufsexzentriker, und hier als gehörnter Gatte zu sehen. In kleineren Parts gesellen sich Earl Boen (Dr. Silberman aus den TERMINATOR-Filmen) als Metzgermeister und Lewis Arquette (SCREAM 2), Vater von Rosanna, Patricia, Alexis, Richmond und David Arquette, als Trottel-Sheriff dazu, die beide von Willum getötet werden und bald als Zombies durchs Leben wanken. Der Auffälligste und auf seine überdrehte Weise auch Charismatischste unter den komplett chargierenden Darstellern ist Don Calfa (H. P. LOVECRAFT’S NECRONOMICON, 1994) als irrer Totengräber Ralph Willum. Calfa, der ja spätestens seit Dan O’Bannons RETURN OF THE LIVING DEAD (1985) reichlich Erfahrung in diesem Metier hat und absolut passend besetzt wurde, übertreibt hier maßlos, was bei so einer Rolle und in so einem Film angemessen und vollkommen in Ordnung ist.
CHOPPER CHICKS IN ZOMBIETWOWN auf DVD:
Die 2006 unter dem Titel ZOMBIE TOWN veröffentlichte DVD von Legend Home Entertainment ist mittlerweile ausverkauft und hier und da zu Mondpreisen erhältlich. Das Bonusmaterial der US-DVD (u.a Einleitung von Kaufman & Thornton, Regiekommentar, Easter Eggs und andere Überraschungen) wurde leider nicht übernommen und fällt leider sehr mager aus. Außer weiteren Trailern aus dem Hause Legend Home Entertainment gibt es nichts weiter zu entdecken. Immerhin bekam diese DVD einen hübschen O-Card-Pappschuber verpasst.
Anbieter: Legend Home Entertainment, universum film / Bild: 1,33:1 / Ton: Deutsch und Englisch jeweils in 2.0 Mono / Untertitel: Deutsch / TV-Norm: PAL / Verpackung: Keep Case (Amaray) / Regionalcode: 2 / Laufzeit: 85 Min. (uncut) / keine Jugendfreigabe / Extras: Originaltrailer