WOLF CREEK
AUS 2005 / O: „Wolf Greek“ / Prod.: True Crime Channel, Best FX (Boom Sound) / Laufzeit: 99 Min. (Kino) / FSK: ab 16
Regie + Buch: Greg McLean / Musik: Frank Tetaz / Kamera: Will Gibson / Schnitt: Jason Ballantine / Ausf. Prod.: George Adams, Martin Fabinyi, Michael Gudinski, Gary Hamilton, Matt Hearn, Simon Hewitt / Prod.: David Lightfoot, Greg McLean
John Jarratt (Mick Taylor), Cassandra Magrath (Liz Hunter), Kestie Morassi (Kristy Earl), Nathan Phillips (Ben Mitchell), Gordon Poole (alter Mann), Guy O’Donnell (Autoverkäufer), Phil Stevenson (Mechaniker) sowie Geoff Revell, Andy McPhee, Aaron Sterns, Michael Moody u.a.
„30.000 Menschen werden jedes Jahr in Australien als vermisst gemeldet. 90 % von ihnen werden innerhalb eines Monats wieder gefunden. Einige werden nie wieder gesehen.“
Drei Wochen Natur satt – das erhoffen sich die drei Freunde Ben, Kristy und Liz und brechen auf einen Abenteuerurlaub quer durch Australien auf. Sie suchen das Ungewöhnliche und finden das Unheimliche. Im Wolf Creek-Nationalpark. Nach der Erkundung eines gigantischen Meteoritenkraters kommt das, was sich keiner in einer menschenleeren Einöde wünscht: das Auto springt nicht mehr an! Welch ein Glück, daß auch im verlassenstem Landstrich eine helfende Hand zur Stelle ist. Die gehört einem australischen Hinterwäldler namens Mick Taylor, der bereitwillig seine Hilfe anbietet und das Auto der drei Freunde abschleppt, um es zu reparieren. Doch der vermeintlich freundliche Helfer entpuppt sich als sadistischer, perverser Killer, der drei neue Opfer gefunden hat, die er in ein schreckliches Martyrium schickt.
Eigentlich hat man schon viel zu viele davon gesehen, die bösen und manchmal auch blöden Backwood-Streifen, in denen vorzugsweise junge Großstädter draußen auf dem Lande, meist auf einem jede Menge Fun versprechenden Urlaubstrip, von mindestens einem Irren verfolgt und abgemurkst werden.
Mit Greg McLeans WOLF CREEK kommt ein garstiger, bisweilen zermürbender Hinterland-Schocker daher, der sich uneingeschränkt zu den Besten dieses Subgenres zählen darf. Die Ausgangssituation ist klar abgesteckt und sollte sowohl vor als auch nach WOLF CREEK eine bedeutende Rolle spielen. Doch ist es Greg McLean, der mit am effektivsten davon Gebrauch macht, auch weil er – größtenteils – auf detaillierte Murks- und Metzelszenen verzichtet und sich stattdessen um eine authentische Atmosphäre und Realismus bemüht. Das einführende Handkameragewackel, mit dem die Protagonisten zu Beginn vorgestellt werden, könnte auch aus einem dänischen Dogma-Film stammen.
Für sich genommen steht WOLF CREEK in der Tradition jener Filme, die Angst und Terror, Panik und Entsetzen im 70er-Jahre-Kino neu definierten. Und noch etwas findet volle Verwendung: Australiens atemberaubende Landschaft. Diese unendliche Weite, die wunderschön und zugleich beängstigend ist – zumindest wenn das Auto nicht mehr anspringt, das Handy den Dienst versagt und die Nacht sich dunkel und bedrohlich ankündigt. Die jungen, ahnungslosen Freunde sind gefangen in dieser endlosen Weite. Und nirgendwo eine Menschenseele – bis auf einen australischen Ureinwohner namens Mick Taylor…
John Jarratt, von dem ich vor WOLF CREEK noch nie etwas gehört habe (obwohl ihn Quentin Tarantino mal als besten australischen Schauspieler bezeichnete), spielt geradezu bedrohlich-intensiv den folternden und mordenden Psychopathen, dessen verschmitztes Grinsen sich schon bald in ein höhnisches Grinsen verwandelt. Es ist der Hohn über dem Ausgeliefertsein. Überhaupt liegen die darstellerischen Leistungen weit über dem, was einem sonst in diesen Filmen zugemutet wird. Was wohl daran liegt, das McLean seine Figuren ernst nimmt, insbesondere bei der Charakterisierung von Ben, Kristy und Liz nimmt er sich die Zeit, die unzählige Teenie-Slasher in Blutbädern verbringen. Sicher kann man sich auf den ersten Blick über den Originalitätsgehalt von WOLF CREEK streiten, doch schaut man mal über den Tellerrand hinweg, kann man sich auf einen der spannendsten und packendsten Thriller der letzten Jahre gefasst machen.