REST STOP
USA 2006 / O: „Rest Stop“ / Prod.: Raw Feed; Papazian-Hirsch Entertainment
Regie + Buch: John Shiban / Musik: Bear McCreary / Kamera: Mark Vargo / Schnitt: Richard Byard / Ausf. Prod.: Robert A. Papazian, James G. Hirsch, R. J. Louis / Prod.: Tony Krantz, Dan Myrick, John Shiban, Shawn Papazian
: Jaimie Alexander (Nicole), Joey Mendicino (Jess), Joey Lawrence (Officer Deacon), Deanna Russo (Tracy), Diane Louise Salinger (Mutter), Michael Childers (Vater), Curtis Taylor (Ranger) sowie Gary Entin, Edmund Entin, Jennifer Cormack, Mikey Post
Als „bluttriefender erster Film“ von Raw Feed wurde uns 2006 dieser Reißbrett-Reißer angekündigt, der auf der damals nach HOSTEL und SAW angesagten Folter- und Psychopathen-Film-Welle wandelte. Raw Feed wurde 2006 von Warner Bros. vollmundig als neues Genre-Label Angekündigt, das sich, laut Eigenwerbung, auf aufwändig produzierte Horror- und Science-fiction-Ware spezialisiert hat und hinter dem sich Leute wie John Shiban (AKTE X), Tony Krantz (24; MULHOLLAND DRIVE), R. J. Louis (SOLDIER) und BLAIR WITCH PROJECT-Macher Daniel Myrick verbergen. Lange hatte diese Genre-Schmiede aber nicht Bestand: 2008 schlossen sich, nach nur 6 Filmen, schon wieder die Pforten – lustigerweise mit dem Sequel REST STOP – DON’T LOOK BACK…
Die Ausgangsbasis des Raw-Feed-Debüts REST STOP lässt sich denkbar einfach beschreiben: junge, schöne Menschen, die vom rechten Weg abkommen und von einem irren Killer mit diversem Heimwerkerbedarf wie Bohrmaschine und Teppichmesser entsprechend in die Mangel genommen werden. Solche Filme können eineN aber auch ganz schön in die Mangel nehmen.
Im Mittelpunkt steht die junge Nicole (Jaimie Alexander), die mit ihrem Loverboy Jess (Joey Mendicino) doch nur der Spießigkeit des Elternhauses entfliehen wollte, mit dem Ziel, in Hollywood Schauspielerin zu werden. Nun, ihr spießiges Elternhaus wird sie sich schnell zurück wünschen, im Gegensatz zu dem Ort, wo sie bald landen wird. Wieder wird die falsche Abzweigung genommen, die nicht zum erhofften Ruhm, sondern zu Tod und Verderben führt. Road to Nowhere… Während Mami zu Hause vor Sorge umkommt, begegnet unserem Pärchen auf der einsamen, fern abgelegenen Landstraße in der kalifornischen Einöde bald ein rücksichtsloser Truckfahrer, der die Zwei brutal von der Straße drängt. Wer den einen oder anderen Film dieser Sorte schon gesehen hat, wird wissen: dies wird nicht die letzte Begegnung gewesen sein. Nach diesem Schrecken muss sich Nicole erst einmal erleichtern. Wie wir alle wissen: junge Frauen ziehen in solchen Filmen immer die ekligsten, keimigsten, dreckigsten Scheißhäuser vor, anstatt sich einfach nur irgendwo in den Busch zu kauern. Es ist doch eh niemand da. Ihr Loverboy ist jedenfalls auch nicht mehr da, als sie mit ihrem Geschäft fertig ist. Nun hockt sie irgendwo in der Pampa an einer herunter gekommenen Raststätte, bedroht von einem Psychopathen, der sich darauf spezialisiert hat, Durchreisende zu malträtieren.
Der dahinter steckende Bohrmaschinen-Killer bleibt meist, wie schon im Spielberg-Frühwerk DUELL oder John Dahls JOYRIDE (2001), eine unheimliche Gestalt hinter dem Lenkrad, die wir nie so ganz zu Gesicht bekommen. Immer noch die bessere Variante als der Versuch, einen weiteren kultigen Psychofritzen kreieren zu wollen. Im weiteren Verlauf des blutigen Geschehens gesellen sich noch die üblichen Verdächtigen wie die arme Mitgefangene, die schon sehr lange und sehr viel durchmachen musste, und ein smarter Cop (Joey Lawrence, DÜSTERE LEGENDEN 2; KILLER PAD, 2007), dessen Naivität schnell zum Verhängnis wird, dazu. Und dann ist ja noch dieses komische Wohnmobil, welches an der Raststätte parkt, von deren Eigentümern aber unsere Nicole keinerlei Hilfe erwarten kann: erst macht keiner auf, als sie energisch an die Tür klopft, danach gerät sie in die Fänge einer fanatischen Bibelwurm-Familie, die durchweg bekloppt ist.
Der größte Teil von REST STOP dreht sich jedoch darum, wie die angehende Schauspielerin Nicole dem psychopathischen Truckfahrer ausgeliefert ist: wir sehen, wie sie versucht zu fliehen und doch nur jede Menge einstecken muss. Immerhin dürfte es für den namenlosen Trucker das erste Opfer sein, das sich so energisch zur Wehr setzt. Logikfragen, warum dem Irren noch keiner das Handwerk gelegt hat, obwohl an der Infotafel ein ganzer Schwung voller Vermisstenanzeigen prangert (und die Polizei an der Raststätte ein Außenposten-Büro hat!), sollen da natürlich keine Rolle spielen. Die 1984 geborene Newcomerin Jaimie Alexander schlägt sich ganz wacker, die Regie von John Shiban ist durchaus als solide zu bezeichnen und dennoch kann der mitunter recht drastische Metzel-Schocker nicht vollends begeistern, da sich der Originalitätsgehalt mal wieder auf ein Minimum beschränkt. Die im Abspann versteckte Schlusspointe ist da auch keine wirkliche Überraschung (mehr ein Mode-Gag), sondern nur eine Bestätigung dessen, was der eine oder andere Zuschauer schon lange gewusst hat. Und das wäre in diesem Falle: Nichts neues aus der Terror- und Folterfilm-Ecke! Fortsetzung folgt…
Fassungsinformationen:
Wie schon TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING und SEE NO EVIL ist auch REST STOP ein Negativbeispiel dafür, dass Filme hierzulande, trotz SPIO-JK-Prägung, nicht immer ungeschnitten sein müssen. In diesem Fall wurde der Film um etwa eine halbe Minute gekürzt. Wer in den ungekürzten Genuss kommen will, sollte zur spanischen DVD (unter dem Titel AREA DE DESCANSO erschienen) greifen, denn diese bietet eine deutsche Tonspur! Bislang gibt es REST STOP bei uns auch nur in dieser geschnittenen DVD-Version und es sieht nicht danach aus, als ob sich hieran etwas ändert.
Weitere Infos:
- schnittberichte
- ofdb (deutsche, gekürzte Fassung)
- ofdb (ungekürzte, spanische Unrated-Fassung)
- John Shiban, der vorher zahlreiche Folgen für AKTE X und STAR TREK ENTERPRISE schrieb und produzierte, gab mit REST STOP sein Filmdebüt. Zuvor inszenierte er lediglich die AKTE X-Folge Underneath aus dem Jahre 2002. REST STOP sollte seine einzige Spielfilm-Regie bleiben. Erfolgreicher war er als Produzent u.a. auch bei BREAKING BAD und dem Ableger BETTER CALL SAUL, wo er jeweils bei einer Folge auch Regie führte.
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Die weiteren Raw Feed-Filme sind wie bereits erwähnt überschaubar: Hierzu zählen der Krankenhausthriller SUBLIME (2007), die Serienkiller-Groteske OTIS (2008), der Sektenhtriller BELIEVERS (2007) von Daniel Myrick, der kurzweilige ALIEN RAIDERS (2008) und die Fortsetzung REST STOP – DON’T LOOK BACK (2008).