DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS
Taiwan 1977 / O: "Shang Hai Tan", AT: "Die Todesfaust des schwarzen Drachen" / Laufzeit: 88 Min. (DVD, uncut) / FSK: ungeprüft / indiziert
Regie: Pao Hsueh-Li / Kamera: Yan-Chien Chuang / Buch: Shu Mei Chin
Chen Kuan-Tai, Chiang Tao, Cheng Kang-Yeh, Sally Chen Shai Li, Hu Chin, Shut Chung-Tin u.a.
„Der wildeste und schlagkräftigste Karatekämpfer zeigt sein Können!“
Kaum, dass Ling in Shanghai angekommen ist, wird er Zeuge eines Mordes: ausgerechnet jener Mann, dem er einen Besuch abstatten wollte, wurde getötet. Der Ermordete, Fan Chi Yu, war eine lokale Größe in Shanghai: in seinem Teehaus residierte er als König der Unterwelt. Sogleich wird Ling verdächtigt den Paten ermordet zu haben, kann aber schließlich, auch nachdem er diverse hinterhältige Kampf-Attacken mit Bravour gemeistert hat, seine Unschuld beweisen. Fortan betätigt sich Ling als Detektiv, um den Mörder von Fan Chi Yu ausfindig zu machen. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf eine ganze Reihe an Verdächtigen, die dem Getöteten schon zu Lebzeiten nach dem Leben trachteten…
Die Anhänger der fernöstlichen Handkanten-Filmkunst werden den 1936 in China geborenen Regisseur und Kameramann Pao Hsueh-Li durch wohlklingende Titel wie DIE SIEBEN SCHLÄGE DES GELBEN DRACHEN (1972), DER KÖNIG DER SHAOLIN (1972), DER PIRAT VON SHANTUNG (1972), DIE TEUFELSPIRATEN VON KAU-LUN (1973) und WANG WU – DER KÄMPFER MIT DEM PHÖNIXSCHWERT (1973) kennen. 1977 inszenierte er in Taiwan mit seiner kleinen Produktionsfirma DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS, zu dem seine Ehefrau Shu Mei Chin das Drehbuch schrieb.
Das im Gegensatz zu seinen früheren Regiearbeiten niedrigere Budget ist unübersehbar, doch von einem Billig-Eastern, wie DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS hier und da auch abfällig betitelt wurde, würde ich aber nicht sprechen.
Gleich zu Beginn geht es mit dem Mord, dem zu Unrecht beschuldigtem Ling und einer wüsten Teehaus-Klopperei temporeich zur Sache. Von dem Moment an, in dem aber Ling seine Ermittlungen aufnimmt, zieht sich die Sache etwas in die Länge. Die Beerdigungsszene, die dem Paten von Shanghai im ersten Drittel des Films zuteil wird, sollte man ganz genau verfolgen, denn schon hier werden zumindest einige potenziell Verdächtige vorgestellt. Und daran soll es in DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS nicht mangeln.
Im Laufe der verworrenen und zähflüssigen Handlung gesellt sich nämlich eine ganze Reihe an mehr oder weniger dubiosen Figuren, die auch ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin ein Tatverdächtiger!“ tragen könnten. Jeder weiß etwas und jeder verbirgt auch etwas und sie alle scharren schon mit dem Huf, um die begehrte Paten-Nachfolge anzutreten. Bisweilen erinnert die verwirrende und verworrene Mörderhatz, auch in Bezug auf die überraschende Auflösung, an einen Giallo, nur halt mit vergoldeten Äxten statt schwarzen Handschuhen. So ausgeprägt ist der Giallo-Einschlag zwar auch wieder nicht, aber Elemente davon sind hier, ob nun beabsichtigt oder nicht beabsichtigt, durchaus erkennbar. Und das sich Kung-Fu-Film und Giallo durchaus vertragen, wurde ja in DER MANN MIT DEM KARATESCHLAG hinlänglich bewiesen.
Bisweilen übertreibt es aber Autorin Shu Mei Chin in ihrem unnötig verkompliziertem Drehbuch mit den Tatverdächtigen: es sind einfach zu viele Charaktere, die in dem Fall verwickelt sind, so dass man Mühe hat, den Überblick zu behalten. Bei den ganzen asiatischen Namen muss man auch aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt (letzten Endes heißen wir ja alle irgendwie). Die Suche nach dem Axtmörder könnte eine durchaus spannende und kurzweilige Angelegenheit sein, doch neben vielen Charakteren kommen noch einige allzu „überraschende“, sprich: unglaubwürdige, Wendungen hinzu, aber eben auch so manche Längen.
Eastern-Fans werden in dem nichtsdestotrotz unterhaltsamen Martial-Arts-Krimi nicht nur mit den quer über die Laufzeit verstreuten Kung-Fu-Einlagen bei Laune gehalten, sondern auch mit den ganzen typischen Verwicklungen und Verschwörungen – und einem Wiedersehen mit Chen Kuan-Tai. Dieser dürfte z.B. aus der Shaw-Brothers-Produktion DER PIRAT VON SHANTUNG (Hongkong 1972) bekannt sein, die hier ganz offensichtlich als Vorbild diente und in der er bereits mit Pao Hsueh-Li zusammen arbeitete.
Für einige humoristische Auflockerungen sorgt der redselige Rikschafahrer, dagegen wirken einige parodistische Versuche (wie z.B. der weinerliche Kämpfer, der seinem abgerissenem Bart hinterherjammert) eher fehl am Platze.
Richtig gut ist schließlich der Schluß mit einem harten Kampf, in dem diverse Äxte entsprechend zum Einsatz kommen und sogar ein Arm abgehackt wird. Das starke, blutig-brachiale Martial-Arts-Finale läßt so manch vorangegangene Schwach- und Leerlaufstelle vergessen.
Zensur- und Fassungsinformationen:
DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS steht seit 1984 auf dem Index. Noch im September 2015 wurde durch die BPjM eine weitere deutsche VHS-Cassette indiziert. Auf Video erschien der Film von diversen Anbietern, es ist nicht bekannt, ob diese Fassungen geschnitten sind oder nicht.
Filmart und MediaTarget brachten am 30.10.2015 eine weitere (ungeprüfte) DVD in den Handel. Vor dem Filmart-Release gab es bereits zahlreiche DVD-VÖ (hauptsächlich vom Ramsch-Label M.I.B., mal einzeln und dann wieder in einer Box mit anderen Filmen, mal geschnitten und dann wieder ungeschnitten, teilweise auch unter dem Titel DIE TODESFAUST DES SCHWARZEN DRACHEN).
Die DVD von Filmart kann ich gegenüber den anderen VÖ nur empfehlen, auch wenn in Sachen Bildqualität HD-Fanatiker das grausen kriegen. Auf der anderen Seite kann man sich hier ein wenig Bahnhofskino ins Heimkino holen: das Bild ist voller Laufstreifen, da grieselt und schrabbelt es, dass es eine wahre Freude ist und auch in der Tonspur ist diese wunderbare knistern zu vernehmen. Ich empfand das jetzt nicht als schlimm, ganz im Gegenteil.
Das Cover der DVD ziert dabei jenes nostalgische Motiv, mit dem DIE TODESHAND DES SCHWARZEN PANTHERS am 30.11.1979 im Avis-Verleih in den (west-) deutschen Kinos startete. Der Film ist selbstverständlich ungekürzt. Als Extras gibt es den deutschen Trailer, den US-Trailer, der deutsche Kinotrailer zur Filmart-VÖ JEN KO – IN SEINEN FÄUSTEN BRENNT DIE RACHE und 12seitiges, informatives Booklet mit einem Text von Frank Faltin.
Die DVD in der roten Amaray-Hülle ist auf 1000 Exemplare limitiert und bei ofdb mittlerweile ausverkauft.