Regie + Schnitt: Kern Sexton / Musik: Fritz Myers / Kamera: Aaron Meister / Ausf. Prod.: Tony Todd / Prod.: Neal Fischer, Destin Pfaff, Kern Sexton, Suren M. Soren / Buch: Kern Sexton, Destin Pfaff
Darsteller: Tony Todd (Duke), Noah Hathaway (Fish), Mark Hamill (Crow), James Duval (Francis), Andy Mackenzie (Max), Cortney Palm (Sushi Girl), Sonny Chiba (Sushi Chef), Michael Biehn (Mike), Jeff Fahey (Morris), Danny Trejo (Schlomo), David Dastmalchian (Nelson), Destin Pfaff (Jude), Stryker (Ramone), Cyrus Alexander (Martin) sowie David Reynolds, Neal Fischer, Sean Apple, Suren M. Seren u.a.
Wieder so ein groß angelegter Coup, der komplett nach hinten los ging und den Beteiligten nichts als Ärger und Unglück einbrachte. Dies bekam insbesondere Fish (Noah Hathaway) zu spüren, der nach dem groß geplanten Juwelenraub, der in einem einzigen Fiasko endete, als Einziger den Kopf hinhalten musste und sechs Jahre seines Lebens im Knast verbrachte, wo er brav seine damaligen Mitstreiter deckte. Kaum dass er in die Freiheit entlassen wurde, wird er von Boss Duke (Tony „Candyman“ Todd, HATCHET; WISHMASTER; FINAL DESTINATION; THE ABSENCE OF LIGHT) in einer Hausruine zu einem festlichen Sushi-Diner geladen, bei dem nach und nach auch die anderen Gangmitglieder eintrudeln. Doch schon bald wird klar, dass hier keineswegs ein harmonischer Abend inmitten alter Kumpels angedacht ist. Was Fish äußerst schmerzhaft zu spüren bekommt, spätestens als er sich gefesselt am Stuhl wieder findet und einem einzigen Foltermartyrium ausgeliefert ist, um über den Verbleib der verschundenen Juwelen Auskunft zu geben…
Mittendrin im Geschehen: das nackte „Sushi Girl“ (Cortney Palm), das gleich zu Beginn folgendes eingetrichtert bekommt: „Denk immer dran, du bist ein Tablett. Sprich nicht, sie ihnen nicht in die Augen, bewege keinen Muskel. Ganz egal was du siehst oder hörst.“
Schon fast allmächtig schwebt es über Kern Sextons Spielfilm-Debüt, das große Vorbild RESERVOIR DOGS von Quentin Tarantino, das in Sachen Story-Verlauf beinahe identisch aufgebaut ist wie SUSHI GIRL (der in Rückblenden erzählte Coup, über dessen Einzelheiten der Zuschauer mit fortschreitender Laufzeit immer mehr erfährt), aber in puncto Raffinesse, Coolness, Witz und Originalität einfach unerreicht bleibt.
Doch im Gegensatz zu anderen Tarantino-Epigonen, wie dem unsäglichen SET UP, ist man dann doch gespannt und neugierig, wie diese Geschichte, die inmitten ihrer delikaten Sushi-Anrichte bis zur „überraschenden“ Auflösung im Zickenkrieg der Beteiligten endet, ausgeht. Ich für meinen ganz persönlichen guten schlechten Geschmack kann jedenfalls nicht behaupten dass ich mich bei SUSHI GIRL gelangweilt habe. Was vor allem an der unterm Strich stimmigen Inszenierung, der sich immer mehr zuspitzenden, brodelnden Situation, dem hippen Soundtrack und der sehenswerten Besetzung liegt.
Hierbei wissen vor allem der wieder einmal sehr charismatische Tony Todd als knallharter Gangsterboss und ein hemmungslos chargierender Mark Hamill (MUTRONICS) zu begeistern. „Luke Skywalker“ schlägt hier herrlich über die Stränge und ist als folternder, aufgedunsener und dabei auch noch schwuchtelige Akzente setzender Crow einfach nicht wieder zu erkennen. Köstlich! Ein zauseliger, aggressiver Andy Mackenzie und ein scheinbar unauffälliger, hin und her gerissener James Duval (DONNIE DARKO) vervollständigen die brutale Gangsterbande.
Leider nur sehr kurze Cameos absolvieren Michael Biehn (TERMINATOR; ALIENS; PLANET TERROR), Jeff Fahey (PLANET TERROR; MACHETE) und Danny Trejo (MACHETE; PLANET TERROR; HALLOWEEN; FANBOYS; THE CURSE OF EL CHARRO; ALL SOULS DAY; ANACONDA) – mit Machete! -, die beim Diamantenraub über den Haufen gemäht werden, sowie Sonny Chiba (STERNENKRIEG IM WELTALL) als Sushi-Chef. Noah Hathaway, der einst Atreju in DIE UNENDLICHE GESCHICHTE war, hat in SUSHI GIRL seine erste Filmrolle seit 18 Jahren und muss nach dieser langen Schauspiel-Pause hier ganz schön viel einstecken. Das ausschweifende, detailliert gezeigte Folter-Martyrium, dass sein Charakter über sich ergehen lassen muss und einem dieser Torture-Porn- Streifen entsprungen ist, hätte SUSHI GIRL an und für sich gar nicht nötig gehabt, war aber offensichtlich dazu angedacht, den Aufmerksamkeitsgrad des Films zu erhöhen.
- SUSHI GIRL ist seit dem 26.03.2013 als DVD und Blu-ray imVerleih von Ascot Elite und Planet Media Home Entertainment im Handel. Es ist fast schon ein bisschen erstaunlich das der Film von der FSK bei den hier zelebrierten Gewalt- und Folterexzessen uncut durchgewunken wurde. Leider befindet sich bis auf den Trailern kein weiteres Bonusmaterial auf der Blu-ray bzw. DVD – obwohl es zu diesem Film eine rund einstündige Making-of-Doku gibt, die uns aber vorenthalten wird. Schade.
6,5/10