SHADOWZONE
USA 1989 / O: "Shadowzone" / Prod.: Full Moon Entertainment / Laufzeit: 86 Min. / FSK: ab 18
Regie + Buch: Joe S. Cardone / Musik: Richard Band / Kamera: Karen Grossman / Schnitt: Tom Meshelski / Ausf. Prod.: Charles Band / Prod.: Carol Kottenbrook / SFX: Mark Shostrom
Louise Fletcher (Dr. Erhardt), David Beecroft (Hickock), James Hong (Dr. Van Fleet), Frederick Flynn (Tommy Shivers), Shawn Weatherly (Dr. Kidwell), Miguel Nunez (Wiley), Lu Leonard (Mrs. Cutter) sowie Maureen Flaherty, Robbie Rives u.a.
„Bei einem vorgeschädigten Blutgefäß weiß man nie wie und wann es aufplatzen wird.“
Und wieder mal haben sie einen Soldaten in die Wüste geschickt, genau da, wo eigentlich alle Soldaten hingehören. In diesem Fall ist es die Wüste von Nevada, wohin man Captain Hickock (unglaublich blass und fade: David Beecroft) von der US Army beordert hat. In einem unterirdischen Forschungsbunker soll er die Umstände eines mysteriösen Todesfalls untersuchen. Hickock entdeckt, dass die beiden Wissenschaftler Dr. Erhardt (Louise Fletcher, INVASION VOM MARS) und Dr. VanFleet (James Hong) in ein ganz dolles Experiment vertieft sind: sie arbeiten an der „Abtrennung der Großhirnrinde vom Gehirnstamm“. Oder anders ausgedrückt: sie versetzen menschliche Versuchspersonen in Tiefschlaf, was z.B. für kommende Weltraummissionen ganz praktisch ist. Dummerweise locken die allzu besessenen Forscherheinis ein schreckliches Wesen aus einer anderen Dimension an – und das ist auch noch in der Lage, jede Gestalt anzunehmen.
„On The Dark Side Of Dreams, A New Terror Takes Shape“ (Werbezeile)
SHADOWZONE ist nach dem Killerpuppen-Horror PUPPETMASTER die zweite Produktion aus dem Hause Full Moon Entertainment, die emsig am Fließ-Band (haha) arbeitende B-Movie-Produktionsstätte, die Charles Band 1989 flugs auf die Beine stellte, kurz nachdem seine kultigen Empire Pictures durch Stuart Gordons ROBOTJOX (1989) Konkurs anmelden mussten. Bis 2012 kamen so immerhin (laut imdb) 91 Billig-Produktionen zustande.
Der dimensionsübergreifende Billig-Horror bietet in atmosphärischer Dichte pseudowissenschaftliches Geschwätz, 08/15-Personal, bedeutungsschwangere Geheimniskrämereien, garniert mit einigen kruden Schocks und Blutspritz-Effekten. Dafür zuständig ist anfangs, bevor die Kreatur aus der Parallelwelt zur Tat schreiten darf, das possierliche Laboräffchen (mit Namen Bingo), das frei umher hopst und Louise Fletcher im Autopsiekämmerchen mit Leichenblut besudelt.
Louise Fletcher hätte 1975, als sie ihren (wohl verdienten) Oscar für ihre Schwester Ratched in Milos Formans EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST in Empfang nehmen durfte, sicherlich nicht gedacht, dass sie mal bei einem Charles Band ihre Brötchen verdienen muss. So kann’s kommen. 1975, da ging Charlie auf die Mitte 20 zu und stand kurz davor eine erfolgreiche Produzentenkarriere einzugehen.
In SHADOWZONE hat er die arme Louise Fletcher offenbar mit Valium ruhig gestellt: den weißen Forscherkittel hat sie übergezogen, ihr Talent aber in der Garderobe hängen lassen – vielleicht wollte sie es sich für ihre Dauernebenrolle als hinterhältige Kai Winn in STAR TREK – DEEP SPACE NINE, wo sie ab 1992/93 so wunderbar intrigieren sollte, aufheben. Richtig so. Hier sieht man sie die ganze Zeit über gelangweilt mit ihrem Lippenpflegestift herumspielen.
Den Horrorfans von heute dürfte der allzu gemächliche Rhythmus in SHADOWZONE eher langweilen und zu Gähn-Attacken hinreißen, manchmal möchte man dem Regie- und Drehbuchdrops J. S. Cardone vom Sofa aus zurufen: Mensch, mach‘ doch mal bissl mehr Tempo! Ich selbst mag ja irgendwie die ruhigere Herangehensweise früherer Produktionen, hier geht es dann aber doch eine Spur zu lahmarschig zu. Spannung will in dieser trantüteligen Monster-Schabracke auch nicht aufkommen.
Die Idee vom sich ständig verändernden und verwandelnden Organismus, welcher diverse Metamorphosen durchläuft, dürfte die Macher durch das John-Carpenter-Meisterwerk DAS DING (1982) inspiriert haben. Nur ist eben diese wegen des bei Band üblichen Niedrig-Budgets deutlich sparsamer umgesetzt und darum weit weniger ausschweifend als im großen Vorbild. Immerhin sorgt SFX-Profi Mark Shostrom für zwar nicht sehr zahlreiche, dafür aber durchaus gelungene Monsterkreationen – incl. aufgerissenem Brustkorb in Großaufnahme. Das rettet SHADOWZONE aber auch nicht mehr.
- J. S. Cardone verdanken wir u.a. auch die annehmbare NEAR DARK-Billigvariante THE FORSAKEN (2001) und das überflüssige Sequel 8MM 2 (2005). Des weiteren gehen auf seine Kappe die Drehbücher zum ROBOTJOX-Nachzieher KAMPF DER ROBOTER (1990) sowie die nichtsnutzigen Remakes PROM NIGHT (2008) und THE STEPFATHER (2009)
- „Stereotype Mad Sciencist-Mär, die sehr deutlich unter ihrem mangelnden Budget leidet.“ (HEYNE FILMJAHRBUCH 1991)
- „SHADOWZONE macht einfach Spaß: die Charaktere sind stimmig, die Effekte blutig und die Monster zahlreich. Wenn man jetzt noch das Hirn abschaltet, steht dem Spaß nichts mehr im Weg.“ (TELEVISION)
- „Ein höheres Maß an Temporeichtum und Härte hätte der SF-Horrorstory gut getan.“ (Andreas Bertler, HÖLLE AUF ERDEN)
- „…eines der besseren ALIEN-Plagiate, weil sich abgekupferte Szenen, eigenständige Motive und Selbstironie die Waage halten.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)