DRACULA JAGT FRANKENSTEIN
D/E/I 1970 / O: "Los Monstruos del terror" / AT: "Assignment Terror"; "Dracula Vs. Frankenstein"; "El Hombre que vino de Ummo"; "The Man Who Came from Ummo"; "Operation Terror" / Prod.: Eichberg-Film; International Jaguar Cinematografica; Producciones Jaime Prades / Laufzeit: 83 Min. (uncut; DVD) / Dt. Kinostart: 27.02.1970
Regie: Tulio Demicheli, ungenannt: Hugo Fregonese, Eberhard Meichsner / Musik: Rafael Fitó, Franco Salina / Kamera: Godofredo Pacheco / Schnitt: Emilio Rodríguez / Prod.: Jaime Prades / Buch + Story: Jacinto Molina Alvarez [= Paul Naschy]
Michael Rennie (Dr. Odo Varnoff), Karin Dor (Maleva Kerstein), Craig Hill (Inspektor Tobermann), Paul Naschy (Waldemar Daninsky), Patty Shepard (Ilse), Angel del Pozo (Dr. Kirian), Manuel de Blas (Dracula), Gene Reyes (Pha-ho-tep), Paul Cross (Dr. Don Uno), Ferdinando Murolo [ungenannt] (Monster von Farancksalan) sowie Peter Damon, Diana Sorel, Ella Gessler u.a.
„Ungeheuer? Das ist ja ungeheuer!“
Frankensteins Monster! Dracula! Der Werwolf! Und die Mumie! Allesamt in einem Film! Was sich anhört wie ein verspätetes Spin-off-Revival-Dingsbums der alten Universal-Monster (immerhin ließen ja die Universal Studios in den 30er/40er Jahren ihre Filmmonster gegeneinander antreten), ist in diesem Fall deutsch-italienisch-spanischer Euro-Schund aus dem Jahre 1970 – und das vom Allerfeinsten.
Und hier werden nun also die legendären Monster der Reihe nach von einer bösen außerirdischen Macht reaktiviert. Ziel: die Menschheit ausrotten und die Erde für die Kolonisierung vorbereiten. Ein gewisser Dr. Odo Varnoff (Michael Rennie in seiner letzter Rolle) steht im Dienste der körperlosen Aliens vom Planeten Ummo und soll zusammen mit seinen Assistenten Maleva (Karin Dor) und Kirian alles arrangieren. Und das ergibt dann: DRACULA JAGT FRANKENSTEIN. Wo Dracula Frankenstein gar nicht jagt. Dafür kämpfen dann irgendwo in der Grusel-Grotte des Grauens der Werwolf und die Mumie miteinander – und genau in dieser Szene wird ein aufgelöster Michael Rennie eingeblendet, wie er sagt: „Dracula jagt Frankenstein!“
Ja und wo die bösen Außerirdischen vom Planeten Ummo ihre Invasionspläne schmieden, diverse Krankenschwestern abhanden kommen und die Monster außer Rand und Band sind, da türmen sich natürlich auch die Leichenberge. Das ruft die Polizei von Blaustadt auf den Plan und so schickt Kommissar Gluck (!) den gewieften Inspektor Tobermann (Craig Hill) ins Rennen, um dem monströsen Treiben ein Ende zu bereiten…
Keine Minute dauert der Prolog, der das Anliegen kurz und bündig auf den Punkt bringt. Und schon flimmert der urige Vorspann über den Bildschirm, der uns mit seiner Kirmesmusik direkt mitten hinein auf den Rummel von Blaustadt hinein schunkelt und wo Dr. Varnoff mit seinen Assistenten feiste Invasionspläne schmiedet. Warum sie dann nachfolgend so einen Aufwand betreiben, obwohl sie durchaus die Macht haben die Erde auch ohne großes Tamtam zu erobern – das sind halt die Mysterien, die solche Filme einzigartig machen. Und so entwickelt DRACULA JAGT FRANKENSTEIN seine ganz eigene … ähm, ja … Logik.
Gleich 3 Regisseure wurden hier verschlissen und genauso verwurschtelt, aber auch so kunterbunt, so vielfältig, so lustig und so schön sieht das Ganze auch aus. Wobei man es fertig brachte eine nicht nur absolut bescheuerte, sondern auch sehr simple Story so wirr und umständlich wie möglich zu erzählen. Aber das war ja die Spezialität von Jacinto Molina, der das Drehbuch der Legende nach mal wieder in 1 bis 2 Nächten runterkloppte und vor der Kamera unter seinem legendärem Pseudonym Paul Naschy (nach DIE VAMPIRE DES DR. DRACULA und dem als verschollen geltenden und angeblich auch nie fertig gestellten LAS NOCHES DEL HOMBRE LOBO) ein drittes Mal in seine Paraderolle als tragischer Werwolf-Zeitgenosse Waldemar Daninsky schlüpfte (und bekanntlich sollte es auch nicht das letzte Mal gewesen sein).
Wahllos und ohne Zusammenhänge werden hier diverse Storyfäden gesponnen, aber überhaupt nicht miteinander verknüpft – dafür spinnen dann sämtliche Beteiligten, sowohl vor als auch hinter der Kamera, um so mehr rum. DRACULA JAGT FRANKENSTEIN lebt von seinem naiven Billig-Charme, zumal sämtliche Anwesenden diese trashige Mixtur aus Monster-Keilerei, Invasions-Posse und Kirmes-Krimi auch noch vollkommen ernst genommen haben. So muss es sein.
Werwolf-Paule ist, wenn auch nur in einer Nebenrolle, als tragischer Waldemar Daninsky mit vollem Eifer dabei, auch wenn sein Wolfsmensch eher drollig als bedrohlich ist, während Karin Dor mit einer Mischung aus Unbehagen und Unkenntnis die Assistentin spielt. Wegen ihres aufmüpfigen Verhaltens wird sie von Dr. Varnoff auf dem heißen Stuhl angeschnallt und bekommt einen Kopfhörer mit lauter schrecklichen Geräuschen übergestülpt, nur um sich hinterher anhören zu müssen, dass dies keine Strafe war.
Überhaupt bietet Dr. Varnoffs Labor des Grauens das nötige Equipment für eine zünftige Trash-Sause: u.a. einen integrierten OP-Tisch, drumherum Konsolen (incl. Drehrad) mit nicht näher definierbaren Funktionen, dazu gibts fiepsende Geräusche, komisch blinkende Lichter und Reagenzgläser, in denen obskure Wässerchen vor sich hinblubbern. Ja, da fühlt sich jeder Mad Scientist wie Zuhause und der wunderbare Michael Rennie geht in seinem Arztkittel auf wie ein Hefekloß. Da spielt es auch keine Rolle, ob dieser Dr. Odo Varnoff nun – wie Fachmann Jörg Buttgereit in seinem hinreißendem Vorwort schon fest gestellt hat – selber ein Außerirdischer ist oder nur eine arme Seele, deren Körper von Aliens kontrolliert wird.
Ja und dann ist da auch noch Craig Hill als Inspektor Tobermann, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und anstatt zu ermitteln lieber quer durch alle Betten seine Nachforschungen anstellt. Gesprochen wird er in der deutschen Fassung übrigens von Synchro-Legende Gert Günther Hoffmann, der u.a. auch „Captain Kirk“ William Shatner und Ur-Bond Sean Connery seine markante Stimme lieh.
Und dann wären da noch die eigentlichen Stars: Paul Naschy ist als Werwolf-Sensibelchen wie immer ein Pracht, das Frankenstein-Monster sieht aus wie Boris Karloff und Herman Munster an einem schlechten Tag und taumelt grinsfehlgesteuert und mit verschlossenen Augen durch die Kante (der Darsteller wird sich auch gedacht haben: Augen zu und durch), die Mumie ist nur ein alter Moder-Lumpen, der mittels Spiegel zum Leben erweckt wird und die Dracula-Parodie einer der bisslosesten Vampir-Nager in der Filmgeschichte. Etwas desorientiert latschen die Monster durch die Billig-Kulissen, doch anstatt wie ursprünglich geplant die Menschheit, verdreschen sie sich lieber gegenseitig. Ja so ist das halt mit den Monstern.
Im letzten Drittel gibts noch ein wenig Rumgelatsche durch alte Schloss- und Kloster-Ruinen, bevor das Geschehen ins Horror-Gewölbe verlagert wird – bewährte Schauplätze, die aus dem einen oder anderen Paul-Naschy-Heuler bereits vertraut sind.
Auch sonst werden allerhand Geschütze aufgefahren, um dieses absurde und quietschvergnügt-kunterbunte Treiben so unterhaltsam wie möglich zu gestalten: Kirmesmucke, Plastiksessel, Pappkulissen, Spinnweben, Nebelschwaden, Theaterschminke, Monitore, abhottende Disco-Hippies und die obligatorische OP-Szene. Diverse Stilblüten deutscher Synchronisationskunst runden diesen herrlichen Blödsinn kongenial ab. Kostproben gefällig? Bitteschön: „Sie haben sich verändert, da strahlt das Polizistenauge“ oder „Mit mir können Sie reden wie mit einem Droschkengaul.“ Noch Fragen?