DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE
USA 1958 (s/w) / O: „Earth vs. the Spider” / AT: ,,Earth vs. the Spider”; ,,The Spider“ / Prod.: Sunset für American International Pictures / Länge: 75 Min.
Regie + Story + Spezialeffekte: Bert I. Gordon / Musik: Albert Glasser / Kamera: Jack A. Marta / Produzenten: James H. Nicholson, Samuel Z. Arkoff, Bert I. Gordon / Buch: Laszlo Gorog, George W. Yates
Ed Kemmer (Kingman), June Kenney (Carol Flynn), Gene Peterson (Mike Simpson), Gene Roth (Sheriff Cagle), Hal Torey (Mr. Simpson), Sally Fraser (Mrs. Kingman) sowie June Joceclyn, Mickey Finn, Troy Patterson, Skip Young, Howard Wright, Bill Giorgio, Hank Patterson, Jack Kosslyn u.a.
„Jagd auf Spinnen: Das haut den stärksten Neger um!“
Die 50er Jahre waren das Jahrzehnt der monströsen Rieseninsekten: darin ließen Regisseure wie Gordon Douglas (FORMICULA, 1954) und Jack Arnold (TARANTULA, 1955) als Folge von Atombombentests und fehl geschlagenen wissenschaftlichen Experimenten ihre gigantisch vergrößerte Ameise bzw. Spinne effektvoll über die Leinwand stapfen. Andere Filmemacher zogen nach und hauten dem Publikum ihre deutlich billigeren Monsterfilmchen um die Ohren. Einer davon war der 1922 geborene Bert I. Gordon alias „Mr. B.I.G.“, dessen weitere Kollaboration mit den AIP-Bossen Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson (neben DER KOLOSS und GIGANT DES GRAUENS) DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE war: ein echtes Drive-In-Teenie-Monster-Horror-Erlebnis.
Nun ist dieser Bert I. Gordon auch nur einer dieser Filmemacher, deren Ego größer ist als sein Talent – obwohl: für schlechte Filme brauch es auch jede Menge Talent. Die Filmplakate waren bei ihm immer viel spektakulärer als die eigentlichen Filme und auch die Titel verprachen mehr als sie hielten. In EARTH VS. THE SPIDER kämpft freilich nicht die ganze Erde gegen so eine abscheuliche Riesenspinne (oder umgekehrt), hier spielt sich alles mal wieder in so einer amerikanischen Kleinstadt-Klitsche ab. Was den Unterhaltungswert dieses herrlich naiven Monsterheulers nicht im geringsten schmälert:
Hier begibt sich die junge Carol (June Kenney) mit ihrem Freund Mike (Gene Petersen) auf die Suche nach ihrem verschwundenen Daddy und entdeckt in einer Höhle wahrhaft schreckliches: ihr werter Hersteller wurde zusammen mit einigen anderen armen Gestalten Opfer einer monströsen Riesenspinne! Mit Carol & Mike macht sich neben dem eifrigen Lehrer Kingman (Ed Kemmer) und dem lustigen Sheriff Cagle (Gene Roth) die halbe Stadt auf die Beine, um dem Biest aufzulauern. Ja und was macht man mit so einer Riesenspinne? Ganz klar: Man stellt sie in der örtlichen Aula aus. Doch womit mal wieder keiner gerechnet hat: Während die Schülerband zackige Rock’’N’Roll-Mucke aufspielen lässt und eine flotte Sohle auf’s Parkett legt, erwacht Opa Langebein zu neuem Leben und sorgt für jede Menge Panik und Entsetzen…
…was im weiteren Verlauf zu einer tollen Massenpanik-Szene führt, die 30 Jahre später auch gut in DIE NACKTE KANONE hinein gepasst hätte: Menschen rennen sich gegenseitig über den Haufen, Autos krachen zusammen und eine arme Frau schreit wie Bolle, weil auch noch ihr Kleid in der Autotüre eingeklemmt ist. Das örtliche Kino dieses Pappdeckelkaffs ist übrigens für derlei Monsterangriffe gut gerüstet, hängen doch im Schaukasten die Plakate zu den aktuellen Filmen der Bert.-I-Gordon-Factory aus: ATTACK OF THE PUPPET PEOPLE und THE AMAZING OF COLOSSAL MAN – letzterer soll übrigens „wahnsinnig aufregend“ sein… Da waren schon damals clevere Marketingstrategen unterwegs, denn wo kann man für die eigenen Filme besser Werbung machen als in den Filmen selbst.
Bert I. Gordons höchst vergnüglicher Riesenspinnenangriff kann man problemlos als Aushängeschild für die ganzen billigen Drive-In-Movies aus jener Zeit betrachten: Eingebettet in eine wunderbare Atmosphäre ist DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE mit seinen kuriosen Einfällen, den ganzen Klischees, ulkigen Dialogen und haarsträubenden Situationen schon ein herrlich beklopptes, aber gleichermaßen höchst vergnügliches 50er-Jahre-Monsterfilmerlebnis. Da gibt es Teenager, die wie 30 aussehen, eine Riesenspinne, die durch Rock’N’Roll-Mucke aufgeweckt wird und quieckende Laute von sich gibt, Spinnennetze, die wie zusammen geknotete Wäscheleinen aussehen, wo tolpatschige Polizisten reinplumpsen und einen schrecklichen Tod sterben. Einfach herrlich!
Mr. B.I.G. weiß aber seinen Star spektakulär in Szene zu setzen: Wie in TARANTULA wurde hier eine echte Spinne benutzt, die – vergrößert – in den fertigen Film „einkopiert“ wurde. Diese Methode sollte ja eine Markenspezialität Gordons werden, die er auch noch in den 70ern in seinen brachialen Monsterheulern INSEL DER UNGEHEUER (1976) und IN DER GEWALT DER RIESENAMEISEN (1977) einsetzte. Zum Einsatz kommt außerdem noch ein mechanisches Spinnenbein aus der Monsterwerkstatt von Paul Blaisdell: das hat zwar im Kontrast zur eigentlichen Spinne kaum Ähnlichkeit, was aber kein Grund ist, es nicht im Film einzusetzen – und so wankt es durch’s Stubenfenster hin und her, stellt ein Haus auf den Kopf und bringt eine verängstigte Mutti nebst Kind zum schreien. Und zum schreien ist auch der ganze Film!
- Anolis veröffentlichte diesen Knaller als zweiten Teil innerhalb der liebevoll gestalteten Box „Die Rückkehr der Galerie des Grauens“ als 2-DVD-Set. So kann man sich den Film gleich mehrmals anschauen: in der deutschen Kinofassung und als Widescreen-Fassung und mit 2 tollen Audiokommentaren (zum einen Christian Keßler & Ingo Strecker, zum anderen Rolf Giesen & Ivo Scheloske). Weiterhin gibt noch 2 Super-8-Fassungen, den Trailer, eine Bildergalerie und eine Vorschau auf den nächsten Titel: DER SATAN MIT DEN 1000 MASKEN. Eine Spitzenveröffentlichung!
- „Bert I. Gordon hat hier fast sein gesamtes Talent zusammengekratzt und diesen herrlich blöden Monster-Movie geschaffen, das einem wie ein bis an den Rand gefülltes Fass mit unfreiwilligen Humor vorkommt.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)
- „Amüsante Primitiv-Version von Jack Arnolds TARANTULA.“ (TV HIGHLIGHTS)
- „Eher kurios als gruselig.“ (TV SPIELFILM)