USA 2007 / O: "Parasomnia" / Prod.: Rising Storm Productions; Luminous Processes / Laufzeit: ca. 100 Min. (gek. FSK18-Fassung) / 102 Min. (Uncut-Fassung von Evolution)
Regie + Buch: William Malone / Musik: Nicholas Pike / Kamera: Christian Sebaldt / Schnitt: Anthony Adler / Ausf. Prod.: William Malone, Jon J. Jannotta / Prod.: Jane Hamilton
Dylan Purcell (Danny Sloan), Cherilyn Wilson (Laura Baxter), Patrick Kilpatrick (Byron Volpe), Jeffrey Combs (Detective Garrett), Timothy Bottoms (Dr. Corso), Dov Tiefenbach (Billy), Jeff Doucette (Detective Conroy), Kathryn Leigh Scott (Schwester Evans), Janet Tracy Keijser (Sara), Philip Newby (Phil), Malcom Foster Smith (Wachtposten), Louis Graham (Dr. Bhyle), Sean Young (Madeline Volpe), John Landis (Abteilungsleiter) sowie Danielle Langlois, Serah D'Laine, Brennan Bailey, Madison Davenport, Alison Brie, Katherine Carlsberg Enzio Giobbe, David Ury, Jane Hamilton u.a.
Dornröschen war ein schönes Kind…
Dieses Dornröschen heißt Laura Baxter (Cherilyn Wilson) und leidet an einer seltenen Krankheit namens „Parasomnia“: seit einem verhängnisvollen Unfall in ihrer Kindheit verbringt sie ihre Zeit fast durchgehend im schlafenden Zustand. Sie verschläft buchstäblich ihr gesamtes Leben, von kurzen Phasen des Aufwachens mal abgesehen. Kunststudent Danny (Dylan Purcell) ist der Prinz, der sie eigentlich retten will: er kidnappt sie aus der dubiosen Klinikeinrichtung, wo sie dem zwielichtigen Dr. Corso (Timothy Bottoms) zu Forschungszwecken dienlich ist, und bringt sie zu sich nach Hause. Was sich im Nachhinein als keine so gute Entscheidung erwies, denn Laura steht unter dem Einfluss ihres furchteinflößenden Ex-Krankenhaus-Nachbarn: Byron Volpe (Patrick Kilpatrick), der in ihre Träume eindringt und sie als willenloses Mordwerkzeug missbraucht. Und da Lauras Welt ohnehin nur aus Träumen besteht, ist sie wie geschaffen für den dämonischen Hypnose-Guru, der angekettet, eingehüllt und mit Lederriemen an der Decke festgezurrt sein Irrenhaus-Dasein fristet. Danny verliert sich auf der Flucht zwischen Wahn und Wirklichkeit; zudem gerät er ins Visier des ermittelnden Detective Garrett (Jeffrey Combs), der ihn für die schreckliche Mordserie verantwortlich macht. Byron Volpe gelingt die Flucht aus dem Krankenhaus und stimmt zu seiner ganz persönlichen Sinfonie des Grauens ein…
Die Horror-Version von „Dornröschen“ schwebte Regisseur und Autor William Malone in seinem sechsten Film vor, was gar nicht mal so abwegig ist, wenn man bedenkt, dass die Märchen der Gebrüder Grimm geradezu vor Horror-Motiven strotzen. Doch wo es darum geht, das Märchenhafte im Horror bzw. den Horror im Märchen auf den Punkt zu bringen, so gesehen in ZEIT DER WÖLFE (1984, Neil Jordan), DOLLS (1986, Stuart Gordon), FREDDY NEW NIGHTMARES (1994, Wes Craven) und BROTHERS GRIMM (2005, Terry Gilliam), versagt Malone. Er wollte das Dornröschen mit dem Horrorgenre in Verbindung bringen, doch er stolperte mit einem Satz über den vielversprechenden Ansatz.
Die Stärken von PARASOMNIA finden sich in jenen Momenten, die in die Welt der schlafenden Laura Baxter eintauchen: in ebenso phantastischen wie fantasievollen Alptraumsequenzen irrt sie, wie einst Kristy Cotton in HELLBOUND: HELLRAISER II (1989), durch ihr ganz persönliches Labyrinth des Schreckens. Dort steckt sie in der Drehbuchfalle fest, denn letzten Endes sind die im Minutentakt auftretenden Traumszenen nur da, um die teils konventionelle, teils wirre Serienkillergeschichte vom bösen Buhmann, der in Träumen herumgeistert (Freddy Krueger lässt herzlich grüßen), zu übertünchen. Wie zusammengestöpselt die abstruse Story ist, merkt man an der Schenkelklopfer-Szene, in der Danny Laura aus dem Krankenhaus kidnappt, nämlich auf die ganz altmodische Art: er zieht sich einen weißen Kittel über. Genau da versprüht PARASOMNIA einen komödienhaften Charakter, der schon mal schnell in unfreiwillige Komik umkippt. Malone sollte besser keine Drehbücher mehr schreiben und sich stattdessen auf das Regie führen beschränken. Obwohl er auch hier nur von der einfallsreichen Kameraarbeit von Christian Sebaldt und dem imposanten Soundtrack von Nicholas Pike als von eigenen Regiekünsten profitiert.
Das einem das Schicksal der beiden Hauptfiguren im Grunde schnurzpiepeegal ist, liegt nicht nur am mittelmäßigen Drehbuch, sondern auch am blassen Spiel der beiden Hauptdarsteller Danny Purcell und Cherilyn Wilson – die sind vorher nicht weiter aufgefallen und das wird sich nach PARASOMNIA auch nicht ändern. So wie es aussieht. In den Nebenrollen tut sich schon mehr: Everybodies Darling Jeffrey Combs spielt den ermittelnden Detective, der ständig Sonnenblumenkerne kaut und sich zum Schluss das halbe Gesicht wegballert, Jeff Doucette (THE DENTIST II; THE MANGLER II) ist sein Partner, der als einer ersten Opfer herhalten muss, Veteran Timothy Bottoms (INVASION VOM MARS, 1986) gibt den zwielichtigen Klapsmühlendoc, während B-Movie-Schurke Patrick Kilpatrick (SCANNER COP II, 1995) als dämonischer Alptraum-Mörder Byron Volpe brilliert. Sean Young (BLADE RUNNER, 1982; DUNE – DER WÜSTENPLANET, 1984) absolviert gleich zu Beginn einen (dialogfreien) Kurzauftritt, der keine Minute dauert: Sie spielt Byron Volpe’s Frau, die sich nach einem Telefonanruf aus der Hölle vom Hochhaus stürzt. Flatsch! Und der gute, alte John Landis huscht auch kurz vorbei: als Abteilungsleiter im Bettenhaus. Insgesamt ein runder Cast, der die Fehlbesetzung der Hauptrollen durchaus wettzumachen weiß.
Einen großen Negativpunkt bildet, mal wieder, die miese deutsche Synchro, die den Eindruck erweckt, als hätten die emotionslos dahin nuschelnden Sprecher gleich mehrere Parts übernommen. Das senkt PARASOMNIA, speziell in den Handlungsszenen, auf das Niveau einer trantüteligen Grusel-Seifenoper herab. Auch eine Art Horror-Version von „Dornröschen“, aber nichts, was diesem gewaltigen Stoff gerecht wird. Aus „Dornröschen“ hätte man sehr wohl einen guten Horrorfilm machen können. Hier hat es nur zu einem Mittelmäßigen gereicht.
- Sämtliche in Deutschland veröffentlichten Fassungen auf Blu-ray und DVD sind ca. um 2 Minuten gekürzt. Als Rezensionsexemplar diente die aus 2 DVD’s angepriesene Special Edition von Anbieter HMH Home Entertainment, die sich als Mogelpackung entpuppt. Am ärgerlichsten ist die Tatsache, dass der Film um ganze 2 Minuten gekürzt werden musste, um überhaupt eine FSK 18-Freigabe zu erhalten. Das Bonusmaterial beschränkt sich lediglich auf den üblichen Alibi-Kram wie Trailer, 2 Bio- und Filmografien zu Timothy Bottoms und Patrick Kilpatrick und eine Bildergalerie und bietet dementsprechend keinerlei Hintergrundinfos über den Film. Der Metal Pack-Schuber wüsste zu gefallen, wenn nicht dieses doofe FSK 18-Logo auf dem Cover wuchern würde. Abhilfe schafft die Schweiz, denn dort brachte Anbieter Evolution den Film gänzlich ungekürzt heraus – mit dem deutlichen Vermerk „Uncut Version“ auf dem Cover