USA 2001 / O: „The Glass House“ / Prod.: / Laufzeit: 101 Min. (Kino) / FSK: ab 16
Daniel Sackheim / Musik: Christopher Young / Kamera: Alar Kivilo / Schnitt: Howard E. Smith / Ausf. Prod.: Michael Rachmill / Prod.: Neal H. Moritz / Buch: Wesley Strick
Leelee Sobieski (Ruby Baker), Diane Lane (Erin Glass), Stellan Skarsgard (Terry Glass), Bruce Den (Mr. Begleiter), Kathy Baker (Nancy Ryan), Trevor Morgan (Rhett Baker), Chris Noth (Onkel Jack), Michael O’Keefe (Dave Baker), Rita Wilson [ungenannt] (Grace Avery-Baker), Vyto Ruginis (Don), Gavin O’Connor (Whitey), Rutanya Alda (Vice Principal), Erick Avari (Ted Ross), John Billingsey (Driving Instructor) sowie Carly Pope, Michael Paul Chan, Rachel Wilson, China J. Shavers, Agnes Bruckner, Leslie Sackheim u.a.
THE GLASS HOUSE fängt wie ein stinknormaler Slasherfilm an, in dem ein Irrer mit ’nem Messer ein schreiendes junges Fräulein verfolgt. Doch dann fährt die Kamera zurück und wir sehen im Kino sitzende, ausgelassen Popcorn fressende Teenies, die sich ein Teil namens PROM NIGHTMARE (!) angucken. Die nette Parodie auf die schwer angesagten Schlitzerfilme ist das Beste an Daniel Sackheims Kinodebüt. Alles, was danach folgt, ist auf Hochglanz polierter, leidenschaftslos herunter gekurbelter Psycho-Thriller-Quark für die Teenie-Fraktion.
Als die Eltern der heran wachsenden Ruby (Leelee Sobieski) und ihres elfjährigen Bruders Rhett (Trevor Morgan) bei einem tragischen Unfall ums Leben kommen, werden sie von Freunden der Familie aufgenommen: dem Ehepaar Erin (Diane Lane) und Terry Glass (unterfordert: Stellan Skarsgard). Ihr neues Heim ist jetzt eine prunkvolle Designerbude aus Glas, Stahl und Beton, die abgelegen über eine Klippe thront. Schön sollen sie es haben und auch wenn sie sich vorerst ein Zimmer teilen müssen, werden beide, vor allem Rhett, mit großen Geschenken zugeschüttet. Es dauert nicht lange und die aufmüpfige Ruby wird misstrauisch: Telefonate werden abgehört, er beobachtet sie beim Schwimmen, sie fixt. Noch nicht mal ’ne halbe Stunde ist vergangen und es liegt auf der Hand, daß die Glass’ens in ihrem Glass House mächtig Dreck am stecken haben. Das 4-Mio-Dollar-Erbe der Kinder ist es, worauf die bösen, bösen Stiefeltern aus sind. Sie kann ihre Drogenabhängigkeit nicht länger finanzieren, er hat nach einem verpatzten Kreditauftrag Stress mit Gangstern. Es dauert nicht lange und Terry schöpft Verdacht, daß Ruby Verdacht geschöpft hat und schon bald ist die Kacke ganz schön am Dampfen…
Wenn das Hitchcock für die MTV-Generation sein soll ist das der Beweis, wie leicht man die Massen heutzutage so abspeisen kann. Diese konventionelle Erbschleicher-Psycho-Plotte stinkt vor Klischees, was bei einem Drehbuch, so durchschaubar wie Glass’ens Glass House, kein Wunder ist. Sackheim kann noch so angestrengt solide Regie führen, doch wenn man Suspense mit vorhersehbar verwechselt, kriegt selbst der Freund gepflegter B-Movies kein Lächeln auf die Lippen. THE GLASS HOUSE taugt weder als moderne „Hänsel und Gretel“-Variante noch als ein Blick auf die Abgründe hinter den gar nicht so heilen Fassaden der Schönen und Reichen. Gerade letzteres können David Lynch oder Robert Altman viel, viel besser. Das lächerliche Standard-Finale, in dem der zum bösen Daddy mutierte Stellan Skarsgard einfach nicht toten zu kriegen ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Einziger Lichtblick: Bruce Dern (THE HOLE; TWIXT), der als zwielichtiger Vermögens-Verwalter leider nur kurz dabei ist.
- Daniel Sackheim führte zuvor in TV-Serien wie „Akte X“, „Millenium“, „E.R.“ und „NYPD Blue“ Regie. Das THE GLASS HOUSE aus der Produzenten-Schmiede von Neal H. Moritz (DÜSTERE LEGENDEN; ICH WEISS; WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST) kommt, merkt man den gelackten und durchgestylten Bildern an. Autor Wesley Strick war auch am Drehbuch zu KAP DER ANGST beteiligt, doch davon ist hier nichts zu sehen.
- Ihr erstes 1Mio-$-Honorar soll die 1982 in New York geborene Leelee Sobieski für THE GLASS HOUSE eingestrichen haben. Kleinvieh macht auch Mist. Sobieski rannte im Weltuntergangsschwank DEEP IMPACT an der Seite von Elijah Wood um ihr Leben, sie war JEAN OF DARC im TV-Mehrteiler von 1999 und bekam es im fiesen Trucker-Thriller JOYRIDE (2001) gleich noch mal mit ’nem Psychopathen zu tun.
- Ganz kurz dabei ist John Billingsey, Dr. Phlox aus dem STAR TREK-Ableger „Enterprise“.
- „Bei „Hänsel und Gretel“ endet die böse Hexe zum guten Schluß im Ofen. Überantworten wir das Skript nämlichem Schicksal.“ (Angela Zierow; CINEMA)