Gog
USA 1954 / O: „Gog“ / AT: „Gog – Space Station“ / Laufzeit: 79 Min. / FSK: k.A.
Regie + Schnitt: Herbert L. Strock / Musik: Harry Sukman / Kamera: Lothrop B. Worth / Prod. + Story: Ivan Tors / Buch: Tom Taggart; zusätzliche Dialoge: Richard G. Taylor
Richard Egan (David Sheppard), Constance Dowling (Joanna Merritt), Herbert Marshall (Dr. Van Ness), John Wengraf (Dr. Zeitman), Philip Van Zandt (Dr. Pierre Elzevir), Valerie Vernon (Mme. Elzevir), Stephen Roberts (Major Howard), William Schallert (Engle), Byron Kane (Dr. Carter), David Alpert (Dr. Peter Burden), Michael Fox (Dr. Hubertus), Marian Richman (Helen), Jeanne Dean (Marna Roberts), Tom Daly (Senator), Alex Jackson (Vince), Aline Towne (Dr. Kirby) u.a.
Wer sich mit der Geschichte des Science-fiction-Films befasst, dürfte ruhig mal einen Blick in diesen 50er-Jahre-B-Movie mit Seltenheitswert, von dem es weltweit nur noch wenige Farbkopien gibt, riskieren. GOG stammt aus dem Jahre 1954, wurde damals sogar in 3-D aufgenommen und fängt mit einem wunderschön bebilderten Vorspann mit Weltraumraketen, die von der Erde aus ins All starten, an; wir sehen unseren blauen Planeten, den Mond, Sternenhaufen und dazu noch eine kreisrunde Raumstation. Bilder, die man im eigentlichen Film vermissen wird, aber zumindest in dem Zusammenhang stehen, dass er in einem unterirdischen Laborkomplex in der Wüste von New Mexico spielt – wo gerade die erste Raumstation in der Geschichte der Menschheit entwickelt wird.
Dabei gilt es, diese Raumstation so schnell wie möglich zu bauen, um vor „den Anderen“ im All zu sein – ja, richtig: wir befinden uns mitten im Kalten Krieg. Kühne Experimente, wichtige Tests und bahnbrechende Forschungen stehen an. Zu Beginn sehen wir in einer Experimentierkammer zwei Wissenschaftler, eine Assistentin und ein kleines Äffchen – letzteres wird schockgefrostet und wieder aufgetaut. Dann geschieht das Verhängnisvolle: Dr. Hubertus (Michael Fox) wird zusammen mit seiner Assistentin das Opfer seiner eigenen Erfindung. Ihre Körper werden kristallisiert und zerspringen in tausend kleine Teilchen. Dr. David Sheppard (Richard Egan) von der Nuklearsicherheit wird hinzugezogen, um Ermittlungen anzustellen, doch zunächst gibt es noch eine aufgesetzte Liebesromanze zwischen ihm und Joanna Merritt (Constance Dowling), einer Mitarbeiterin, die in Wahrheit für den Secret Service tätig ist. Aber psst, nicht weiter verraten!
Der Großteil der nüchtern vorgetragenen Geschichte besteht darin, wie David Sheppard in seiner Detektiv-Funktion zusammen mit seiner Joanna den aus vier unterirdischen Etagen bestehenden Forschungskomplex abklappert, während die Sabotageakte sich häufen, Sicherheitsventile versagen und es zahlreiche Zwischenfälle und Todesfälle gibt. Der Bodycount kann sich sehen lassen, auch wenn es hier alles andere als blutig, sondern aus heutiger Sicht eher unfreiwillig komisch zugeht. Dennoch muss man den Machern bei den diversen Todesfällen, zumindest was die Entstehungszeit betrifft, eine Menge Einfallsreichtum attestieren. Im weiterem Verlauf erfahren wir auch, wofür der ominöse Filmtitel steht: im Labor von Dr. Zeitman (John Wengraf) begegnen wir Gog und Nagog, zwei Robotern mit fahrbaren Untersatz, die vom Zentralcomputer N.O.V.A.C. (Nuklearer Operativer Variabler Automatischer Computer) gesteuert werden, welcher hier auch als „Multihirn“ bezeichnet wird.
Ein kleines Problem könnte man diesem Film anlasten: die Regie von Herbert L. Strock (DER SATAN MIT DEN TAUSEND MASKEN; I WAS A TEENAGE FRANKENSTEIN) stockt, während der Film selbst nur so vollgestopft ist mit pseudowissenschaftlichen Erklärungen. Er hat kein richtiges Tempo und stoppt jedes Mal, weil Apparaturen und wissenschaftliche Vorgänge lang und breit erklärt werden müssen. Während die obligatorischen Kontrolllämpchen nur so blinken wird z.B. das Funktionsprinzip von Sonnenspiegeln erklärt, dazu werden Hebel betätigt und Anzeigen abgelesen, während noch ein Blick auf die eine oder andere Skala geworfen wird – und noch einer und noch einer und… Andernfalls kann man in diesem Film das Bild einer negativen Zukunft, in der sich die Menschheit der von ihr geschaffenen Technik abhängig macht und ihr somit ausgeliefert ist, ablesen.
Für sich genommen ist GOG eine kleine, vergessene Perle des Science-fiction-Films der 50er Jahre, die es zu entdecken gilt. Das der bunt-triviale Film sich hin und wieder etwas verplappert macht ihn nicht weniger interessant. Zum Schluss kommt doch noch etwas Schwung und Action in die Geschichte, als die beiden Roboter Gog und Nagog durchdrehen, mit ihren Greifarmen wild herumfuchteln, Menschen in Bedrängnis bringen und mittels Flammenwerfer bekämpft werden müssen. Natürlich kommt man auch dem Urheber allen Übels auf die Spur, doch der soll hier noch nicht verraten werden (auch wenn er von Anfang an feststeht).
Das abschließende Bild bietet dann doch noch eine Weltraumrakete, die ins All zu neuen Abenteuern startet. Was dort passiert, erzählten uns die nachfolgenden Filme.
- Herbert Marshall, der hier Richard Egan im Forschungskomplex begrüßt, spielte in DIE FLIEGE (1958) den Inspektor und war in R 3 ÜBERFÄLLIG (1954) in einem weiteren Film von B-Filmer Strock zu sehen.
- In einer kleinen Nebenrolle begegnen wir Genre-Oldie William Schallert (DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C; FORMICULA), der hier den Assistenten von Dr. Zeitman spielt, während Tom Daly (WELTRAUMSCHIFF MR-1 GIBT KEINE ANTWORT) zum Schluss als Zigarette qualmender Minister einen kurzen Auftritt hat.
- „Obwohl es nur noch wenige Farbkopien des Films gibt, wurde das langatmige, zu sehr im Detail verhaarende Werk in Farbe und 3-D aufgenommen, auch wenn die filmischen Möglichkeiten des Prozesses dabei kaum ausgenutzt werden.“ (DIE SCIENCE FICTION FILMENZYKLOPÄDIE)