DER 6. KONTIENT
GB 1976 / O: „At the Earth’s Core” / AT: „Angriff der Dinosaurier”; „Edgar Rice Burrough’s At the Earth’s Core” / Prod.: Amicus / Laufzeit: 91 Min. (DVD, uncut) / FSK: ab 12
Regie: Kevin Connor / Musik: Mike Vickers / Kamera: Alan Hume / Schnitt: John Ireland, Barry Peters / Prod.: Milton Subotsky, Max J. Rosenberg, John Dark / Buch: Milton Subotsky / LV: Edgar Rice Burroughs
Doug McClure (David Innes), Peter Cushing (Dr. Abner Perry), Caroline Munro (Prinzessin Dia), Cy Grant (Ra), Godfrey James (Ghak), Sean Lynch (Hooja), Michael Crane (Jubal, der Hässliche), Keith Barron (Dowsett) sowie Bobby Parr, Helen Gill u.a.
„Wir sind lange genug auf der Erde rumgekrochen. Jetzt wollen wir endlich sehen, wie sie von innen aussieht!“
Juheisassa! Mit diesen einleitenden Worten von Doug McClure, der kurz und bündig erklärt, wohin die Reise geht, ließ Kevin Connor 1976 in der Tradition seiner knallbunten Urzeitspektakel CAPRONA, CAPRONA II und TAUCHFAHRT DES SCHRECKENS ein weiteres ausgelassenes Sauriergeplänkel vom Stapel. Die Reise in den Mittelpunkt des Blödsinns hält sich auch nicht lange mit irgend einer überflüssigen Vorgeschichte auf und so dauert es keine 5 Minuten, bis Doug McClure Zigarre paffend neben dem schrulligen Wissenschaftler Dr. Perry alias Peter Cushing im Cockpit einer riesigen Bohrmaschine, dem sogenannten „eisernen Maulwurf“, sitzt und sich zischend und krachend durch Fels und Gestein tief ins Erdinnere bohrt. Nun, wohl etwas zu tief, denn sie sind auf einmal am Mittelpunkt der Erde (oder zumindest irgendwo in der Nähe davon), in einer Welt namens Pellucidor, gelandet: dem Titel gebenden sechsten Kontinent.
Während sie noch über die sonderbare Flora und Fauna staunen, werden sie von einem trampelwütigen, furchtbar kreischendem Schni-Schna-Schnabelsaurier unsanft in dieser fremden Welt empfangen. Den versucht der pfiffige Doc mit dem Auf- und Zuspannen seines Schirmes zu vertreiben, während der coole Doug bei all dem Trouble immer noch die Zigarre in der Gusche behält, die er dann aber doch aufopferungsvoll aufgibt. Wo Männer noch Männer sind.
Zeit zum verschnaufen bleibt für die Beiden kaum, denn sie werden von einem alles andere als freundlichen, dafür aber schweinsnasigen Sklavenhalter-Trupp, die sogenannten Sagoth, gefangen genommen. Deren rüdes Verhalten kommentiert Dr. Perry mit den Worten: „Genauso leicht erregbar wie alle Ausländer.“ Soviel zur internationalen Völkerverständigung. Die mit Peitsche und Knüppel recht aggressiv auftretenden Sklavenhalterseelen erhalten mittels Hypnose ihre Befehle von den Mahars, eine Rasse von garstigen Riesenkrähen-Flugsauriern, die über Pellucidor herrscht. Klaro, dass sich einer wie Doug McClure gerade dazu anbiedert … äh, anbietet, um nicht nur die Bewohner, sondern natürlich auch Caroline Munro (STAR CRASH; MANIAC), die sich als eingebildete Prinzessin mit unter den Gefangenen befindet, zu retten. Extra für sie und nur für sie kämpft er gegen Jubal, den Hässlichen, der die Prinzessin verfolgt und so in die Arme der Sagoth-Soldaten trieb. Dr. Perry bringt den Bewohnern von Pellucidor fix das Pfeil- und Bogenschiessen bei, die kurz darauf, angeführt von unserem aufrichtigen Helden Doug McClure, gegen ihre Unterdrücker in den Kampf ziehen……
Und so nebenbei gilt es immer wieder, gegen fürchterliche Dinosaurier-Monster zu kämpfen. Als da wären: eine feuerspeiende Riesenkröte, ein lauernder Höhlen-Kraken und noch so ein komisches Viech. Die obskuren Dino-Kreationen, die hier wacklig auf die Beine gestellt wurden, erzeugen durchaus von Phantasie, was man von der tricktechnischen Umsetzung freilich nicht behaupten kann. Ungelenk und unbeweglich schwanken sie durch die ins Neon-Licht eingetauchte Pappkulissenwelt, die mit ihrem rosa-violetten Farbton einen Hauch Bordellatmosphäre versprüht. Kurz vor ihrer Abreise stecken Doug McClure und Peter Cushing wieder in frisch gewaschenen und gebügelten Anzügen (so geht das) und treten ihre nicht weniger spektakuläre Heimkehr an, wobei sich der eiserne Maulwurf im Vorgarten des Weißen Hauses an der Erdoberfläche wieder ausgräbt und zwei Wachmänner in Panik versetzt. Falls der eine oder andere mit den hier geschilderten Ereignissen aus der inneren Unterwelt nichts anzufangen weiß: Allein diese Szene ist es wert, diesen Film durchzustehen. Ansonsten dürfte diese quietschbunte Verfilmung von Edgar Rice Burrough’s 1922 in Chicago erschienen Roman „At the Earth’s Core“ hauptsächlich für Trash-Fans und andere Nostalgiker von Interesse sein. Diese kommen in diesem kurzweiligen Monsterfilm-Vergnügen voll auf ihre Kosten.
„Sie können mich nicht hypnotisieren, ich bin nämlich Engländer!“
Sehenswert (weil ungewohnt) ist Peter Cushing als mustergültige Idealverkörperung des zerstreuten Wissenschaftlers: Dr. Perry, dessen kaspriges Gezappel und flapsige Sprüche nicht so recht mit dem Rest der haarsträubenden Handlung harmonieren wollen, gleichwohl aber auch für etwas Auflockerung sorgen. Cushing gibt hier wieder mal den Mad Scientist, spielt dabei aber gegen sein Image als besessener, rücksichtsloser und eiskalter Wissenschaftler an: irgendwie völlig von der Rolle, vollkommen überdreht und total zappelig.
- „…ein gut inszenierter, wenn auch unbedeutender Film.“ (DIE SCIENCE FICTION FILMENZYKLOPÄDIE)
- „Ein buntes und gelegentlich auch humorvolles Abenteuer in einer Pappdeckelwelt.„ (Ronald M. Hahn & Volker Giesen, LEXIKON DES SCIENCE FICTION FILMS)
- „Wer sich für GODZILLA & Co. zu reif fühlte, ging damals in solche knallig-bunten Abenteuerstreifen, die an hirnrissigen Ideen, miesen Tricks und hanebüchenen Situationen kaum zu überbieten sind.„ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)
- „Farbenfrohes Fantasy-Abenteuer. Trotz einfallsreicher Ideen und leidlicher Spannung verliert der Film durch seine Pappmaché-Dekors an Glaubwürdigkeit.“ (Andreas Bertler, HÖLLE AUF ERDEN)
Technische Ausstattung: Bild: 1,85:1 (16:9; anamorph) / Ton: Deutsch & Englisch DD 2.0 / Untertitel: keine / DVD-Format: DVD-5 / TV-Norm: PAL / Regionalcode: 0 / Laufzeit: 91 Min. (uncut) / FSK: ab 12
Extras: Deutscher Original-Kinotrailer (2:40 Min.) / Alternative Schmalfilmfassung (14:39 Min.) / Bildergalerie (selbstlaufend, mit Musik unterlegt, ca. 40 Bilder und diverse Plakatmotive) / Filmografien (Kevin Connor, Doug McClure, Peter Cushing, Caroline Munro)
7/10
Die wunderbaren Monster-Kreationen, ein chargierender Peter Cushing in ungewohnt heiterer Rolle, Caroline Munro sowieso
Manchmal etwas zu viel Klamauk, ein ungewohnt chargierender Peter Cushing in einer arg zappeligen Rolle