CAT RUN
USA 2011 / O: "Cat Run" / Prod.: Lleju Productions / Laufzeit: 102 Min. (uncut; DVD) / FSK: ab 18
Regie: John Stockwell / Musik: Devin Powers / Kamera: Jean-François Hensgens / Schnitt: Ben McCallahan, Jeff McCoy / Ausf. Prod.: Ram Bergman, Derrick Borte, Peter Principato, Max Winkler, Paul Young / Prod.: William O. Perkins III. / Buch: Nick Ball, John Niven
Paz Vega (Catalina Rona), Janet McTeer (Helen Bingham), Alphonso McAuley (Julian Simms), Scott Mechlowitz (Anthony Hester), Christopher McDonald (Bill Krebb), Karel Roden (Carver), D. L. Hughley (Dexter), Tony Curran (Sean Moody), Michelle Lombardo (Stephanie), Radik Golovkov (Ryder), Branko Djuric (Branko Jakovic) u.a.
„Wer hackt einem Einarmigen den letzten Arm ab?“
2 alte Schul-Kumpel, die Privatdetektiv spielen wollen, ein flüchtendes Callgirl mit brisantem Videomaterial unterm Arm, ein hochrangiger Politiker mit Vorliebe für ausschweifende Sexpartys, dem eben dieses Tape zum Verhängnis werden könnte, der ihm vertraute Mann im Hintergrund, der die Dinge mit allen zur Verfügung stehenden Waffen wieder ins Lot rücken muss, ein Überlebenskämpfer ohne Beine und nur noch einem Arm sowie eine scheinbar harmlos aussehende, aber knallharte Profikillerin im Mary-Poppins-Outfit: das sind die Hauptakteure in dieser kurzweilig-amüsanten, mit diversen Brutalo-Einlagen garnierten Mischung aus Buddy-Movie, Killer-Thriller und Action-Groteske.
Der 1961 geborene Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller John Stockwell begann seine Karriere Anfang der 80er, wo er vor der Kamera u.a. in John Carpenters Stephen-King-Verfilmung CHRISTINE (1983), Albert Pyuns Trash-Klopper RADIOACTIVE DREAMS (1985) und an der Seite von Tom Cruise in TOP GUN (1986) zu sehen war. Sein Regiedebüt gab er bereits 1987, doch erst ab dem Jahr 2000 konzentrierte er sich auf das Filmemachen, wobei er ab dem Zeitpunkt nur noch sporadisch als Schauspieler in Erscheinung trat. So inszenierte Stockwell u.a. die maritimen Sonne-Strand-und-Meer-Filmchen BLUE CRUSH (2001) und INTO THE BLUE (2005) sowie den Tourismus- und Folterthriller TURISTAS (2006).
Zugegeben: die Krimi- und Verschwörungshandlung ist doch schon sehr durchschaubar, aber dennoch bieten die Macher genügend Überraschungen und entsprechende Zutaten, um ihre Zuschauer bei Laune zu halten. Verfolgungsjagden, Schießereien, Nahkämpfe, Folter-Einlagen und die eine oder andere Explosion: Langeweile kommt hier ganz gewiss nicht auf.
Auslöser für den ganzen Trouble sind mal wieder die Eskapaden eines Politikers, der sprichwörtlich über Leichen geht: Bei einer ausuferndem Privatparty erwürgt Bill Krebb (Christopher McDonald) mal so eben eine der anwesenden Edel-Prostituierten, woraufhin sein Aufpasser Carver (Karel Roden) die restlichen Damen vom Eskortservice (allesamt Zeuginnen des Geschehens) liquidieren lässt. Nur eine konnte entkommen: Cat (Paz Vega), die mit einem Mitschnitt des Überwachungsvideos auf der Flucht ist und direkt den beiden Privatdetektiv-Neulingen Julian (Alphonso McAuley) und Anthony (Scott Mechlowitz) in die Arme läuft. Dem ungleichen Trio heftet sich, im Auftrag von Carver, die ausgefuchste Elitekillerin Helen Bingham (köstlich: Janet McTeer) an die Fersen und die lässt einen ganzen Berg voller Leichen hinter sich…
Gewiss doch: Originalität hört sich anders an, doch die Art und Weise, wie Regisseur John Stockwell den wüsten Genre-Mix vorträgt, macht eine Menge Spaß. Die unterschiedlichen Stilmittel, die er dabei benutzt, kennt man aus anderen Filmen: Texttafeln, auf denen die Charaktere eingeführt werden, Splitscreen-Spielereien, Kameratricks und schnelle Schnitte. Das alles ist nicht neu, wird aber versiert und durchaus pfiffig eingesetzt. Rein inszenatorisch gibt es also keinen Grund zur Klage und man wird 100 Minuten lang anspruchslos, aber bestens unterhalten.
Die turbulente, wenn auch nicht immer logische Handlung schlägt sich quer durch Europa von Montenegro über Frankreich und Italien bis nach Spanien und Schottland, doch der osteuropäische Look ist unverkennbar. Für US-Filme ist es weiterhin preisgünstiger dort die Filme produzieren zu lassen als im heimischen Hollywood; gedreht wurde in diesem Fall ausnahmslos in Serbien rund um Belgrad. Doch die ambitionierte Regie und die hochwertige Optik lassen CAT RUN viel teurer aussehen als er letzten Endes gekostet haben mag.
Star des Films ist die herrliche Janet McTeer, die als sarkastische Profikillerin Helen Bingham ihren Opfern einen „stillen Moment“ gönnt, um sie dann so richtig in die Mangel zu nehmen. Und das nicht gerade zimperlich. Ich sage nur: Zigarrenschneider. Autsch. Ja, mitunter geht es hier richtig rabiat und blutig zur Sache, dabei wechseln sich bewusst übertriebene Gewalt-Exzesse mit rabenschwarzen Humor ab. Höhepunkt hierbei ist der Kampf zwischen Helen Binhgam und Dexter (D. L. Hughley), dem beinlosen, einarmigen Assistenten unserer beiden sympathischen Hobby-Detektive. Nicht zu verachten ist noch der finale Todestanz zwischen Helen und ihrem Ex-Lover Carver, den Karel Roden in einer gewohnt guten Schurkenrolle zum Besten gibt. Ergänzt wird das exzentrische Personal durch den schrägen Auftritt von Tony Curran als sexbesessener, schottischer Auftragskiller.
Gefolgt von CAT RUN 2 – wiederum von John Stockwell.