ALIEN TERROR
USA / Mexiko 1968 / O: „Invasion Siniestra“ / AT: „Alien Invasion“; „The Incredible Invasion”; „Invasion der Aliens“; „Sinister Invasion“ / Prod.: Filmica Vergara; Parasol Group; Instar Corporation / Laufzeit & FSK: 69 Min. (cmv Laservison, ab 16), 90 Min. (Original-Kinofassung)
Regie: Jack Hill (US-Szenen), Juan Ibáñez (Mexiko-Szenen), José Luis González de León (Co-Regie) / Musik: Enrico Cabiati [als Henry Cabiati] / Kamera: Raul Dominguez, Austin McKinney / Schnitt: Raul Caso / Prod.: Henry Verg / Buch: Karl Schanzer, Henry Verg [= Luis Enrique Vergara]
Darsteller: Boris Karloff (Prof. Mayer), Enrique Guzman (Paul), Christa Linder (Laura), Maura Monti (Dr. Reed), Yerye Beirute (Thomas), Sergio Kleiner (Außerirdischer), Tere Valez (Nancy)
„Hast du denn bemerkt, daß unsere Körper radioaktiv verstahlt sind?“
Nach CULT OF THE DEAD, DANCE OF THE DEAD und THE TORTURE ZONE ist dies der letzte Film, der 1968 zu einem Vier-Filme-Deal zwischen Boris Karloff und der obskuren, mexikanischen Produktionsfirma Vergara gehört. Und es ist zugleich auch einer der letzten Film der großen Horrorlegende Karloff, der ein Jahr, nach Beendigung der unseriösen Dreharbeiten, verstarb. Da hatte er in Peter Bogdanovich’s BEWEGLICHE ZIELE so eine wunderbare Abschiedsvorstellung gegeben, warum er hier mit machte, werden wir wohl nie erfahren. Die haarsträubende Entstehungsgeschichte von ALIEN TERROR gleicht den drei anderen, oben genannten Machwerken: Aufgrund von Karloff’s schlechtem Gesundheitszustand, der eine Reise nach Mexiko nicht zuließ, wurden sämtliche Szenen mit ihm unter der Regie von Jack Hill in den USA runtergekurbelt. Ein gewisser Juan Ibáñez besorgte dann den Rest in Mexiko, angeblich ohne Hill’s Wissen. Das katastrophale Endergebnis entspricht einem planlosen Durcheinander aus zusammengestückelten Szenen, die nie richtig beendet werden und auch nie richtig begonnen wurden. Die irrsinnige Story läßt das Schlimmste erahnen:
Karloff spielt den Wissenschaftler Prof. Mayer, der eine Apparatur erfand und nun mit radioaktiver Strahlung experimentiert. Bei einem Versuch knallt er ein Loch in die Decke, die freigesetzte Energie entweicht ins Universum, wo rein zufällig ein paar Außerirdische mit ihrem putzigen Zeichentrick-UFO vorbei gezuckelt kommen. Die sind hellhörig geworden, können es aber nicht riechen, wenn der Mensch mit der Radioaktivität spielt, obwohl Prof. Mayer eigentlich nur Gutes im Sinne hat. Doch die Befürchtungen der Außerirdischen sollen sich bewahrheiten, denn schon bald stehen die üblichen Militär-Chergen auf dem Teppich, die von Mayers Erfindung schwer beeindruckt sind und eine neue Waffe gegen den Feind wittern. Die Aliens schicken einen ihrer Jungs hinunter, doch der schlüpft ausgerechnet in den Körper eines irren Killers, der allzu gerne junge Frauen umbringt und auf dem Friedhof begräbt. Mit dessen Hilfe bringen sie auch Mayer in ihre Gewalt, der daraufhin nur noch böses im Schilde führt. Doch sein Geist wehrt sich.
Auch wenn der Vergleich weit hergeholt erscheinen mag, denn zwischen beiden Filmen liegen Welten, sind die Parallelen zum Robert-Wise-Klassiker DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILL STAND unübersehbar: Hier wie dort erscheint ein Außerirdischer auf der Erde, in Sorge darüber, daß der Mensch nun in der Lage ist, eine Atombombe zu bauen. Ansonsten hat diese Abfallproduktion nicht viel mit jenen Science-fiction-Filmen der 50er und 60er Jahre gemein, die vor der atomaren Gefahr warnten. ALIEN TERROR wird zum filmischen Terror, dessen dilettantisch ausgeführte Verquickung primitiver Sex- und Gewaltszenen einfach nur zum wiehern ist. Der ultimative Humbug. Es tut schon ein wenig weh, Karloff, der von seiner Krankheit sichtlich gezeichnet ist, so sehen zu müssen und hier nur wenige Auftritte absolviert. Ohne dessen Beteiligung hätte kein Hahn nach dem Underground-Trash gegähnt … äh, gekräht … – aber irgend so ein findiger Geldeintreiber buddelte die Dinger in den 70ern oder 80ern wieder aus und verkaufte sie doch allen Ernstes als späte Karloff-Klassiker. In gewisser Weise sind sie das auch, allerdings ziemlich unrühmliche.
- „Billig, kraftlos, schrecklich, einer von vier Filmen, an denen Karloff 1968 simultan arbeitete… seine letzte Filmarbeit, die er, schwer erkrankt, des Geldes wegen übernahm, bevor er 1969 starb.“ (Leonard Maltin, MOVIES AND VIDEO GUIDE)
- „Dümmliches, dilettantisch inszeniertes Abfallprodukt, über das man, in Gedenken an Karloff, am besten den Mantel des Schweigens hüllt.“ (Harry Lieber, HÖLLE AUF ERDEN)
- „Diese mexikanische Episode setzte der langen und erfolgreichen Karriere von Karloff ein trauriges Ende.“ (DIE SCIENCE FICTION FILMENZYKLOPÄDIE)
2/10