Regie: Jonathan Liebesman / Musik: Brian Tyler / Kamera: Lukas Ettlin / Schnitt: Christian Wagner / Ausf. Prod.: Jeffrey Chernov, David Greenblatt / Prod.: Neal H. Moritz, Ori Marmur / Buch: Chris Bertolini
Darsteller: Aaron Eckhart (Staff Sergeant Michael Nantz), Michelle Rodriguez (TSgt. Elena Santos), Ramon Rodriguez (2nd Lt. William Martinez), Bridget Moynahan (Michele), Ne-Yo (Cpl. Kevon Harris), Michael Peña (Joe Rincon), Lucas Till (Cpl Grayston), Cory Hadrict (Cpl Lockett), Jim Parrack (Kerns), Will Rothhaar (Imley), Noel Fisher (Lenihan) sowie Neil Brown Jr., Taylor Handly, Joey King, Bryce Kass, A. M’Cormack u.a.
Der Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen warf einmal die These auf, das 1977 mit STAR WARS eine ganze Generation kriegstauglich gemacht wurde. Wenn dem so ist, wäre so ein Invasionskracher wie WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES die Bewährungsprobe. Gleich zu Beginn werden wir in das Kriegsgeschehen hinein torpediert: Zwischen Bombenhagel, Dauerbeschuss und Munitionsfeuer berichtet der Nachrichtenticker von diversen Kollertaralschäden in New York. Und das war nur ein kleiner Vorgeschmack, was uns in den nächsten 2 Stunden erwarten wird.
Zunächst geht es erst mal 24 Stunden zurück und vor den Bomben fliegen uns erstmal die üblichen Patriotismus-Klischees um die Ohren. Dabei darf weder die obligatorische Einblendung vom Soldatenfriedhof mit seinen endlosen, weißen Grabsteinreihen fehlen, noch der altgediente Marine-Ausbilder (Aaron Eckhart, THE CORE), der nach 20 Jahren aufopferungsvollen Dienst sein Leben in einer Militärakte zugeklappt sieht und kurz vor dem Ruhestand, so wie es sich gehört, unter der über allem wehenden Ami-Flagge salutiert. So viel Zeit muss sein. Daneben werden noch diverse Marine-Bubis „porträtiert“: der eine steht kurz vor der Heirat, der andere freut sich mit seiner Uschi auf das gemeinsame Kind und sie alle trinken auch gerne mal einen über den Durst. Sa sdorowje!
Dazwischen immer mal wieder die Einblendung diverser Nachrichtenfetzen, die davon berichten, dass bald Meteoritenschauer über Teile der Erde hinab regnen werden. Aber natürlich weiß man hier schon längst, dass es keine Meteoriten sind, die vom Himmel kommen – sondern sehr angriffslustige Aliens. Der Klappentext des Blu-ray / DVD-Covers spiegelt den marginalen Inhalt wieder:
„Erleben Sie den Untergang der Zivilisation durch Angriffe von Außerirdischen auf unseren Planeten. Weltweit werden die Menschen Zeugen, wie die großen Metropolen der Erde zerstört werden. Los Angeles wird zur Bastion der Menschheit in diesem unerwartetem Kampf. Nun obliegt es einem Marine Staff Sergeant (Aaron Eckhart) und seinen Soldaten, eine Verteidigungslinie zu errichten, um in diesem epischen Science-Fiction-Actionfilm einen Feind zu besiegen, der seinesgleichen sucht.“
Nach seinem Spielfilm-Debüt DER FLUCH VON DARKNESS FALLS (2003), dem leider verschenktem Brutalo-Prequel THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING (2006) und dem eher kaum beachtetem EXPERIMENT KILLING ROOM (2009) wollte es Regisseur Jonathan Liebesman in seinem (zumindest vom Budget her) aufwendigstem Film auch mal so ordentlich krachen lassen. Doch leider ist sein Aufguss der Invasionsfilme der 50er nur ein Schwulst aus Klischees, Heldenverehrungen und Patriotismus-Bekundungen – umrahmt von einem lautstarkem Munitionsfeuer, das trotz erhöhtem Lärmpegel mit seinem Dauerbeschuss alsbald für Langeweile und Ermüdungserscheinungen sorgt.
BATTLE: LOS ANGELES (Originaltitel) läuft ähnlich ab wie die hanebüchenen SF-Invasionskracher der letzten Zeit (SYKLINE; THE DARKEST HOUR), nur das hier eben der Kriegsfilm-Charakter besonders herausgekehrt wird. Im Explosions-Overkill zwischen Häuserruinen und Straßenschluchten fliegt einem dauernd etwas um die Ohren; es knallt, es rummst und das alles passiert in einer Schnelligkeit, dass man manchmal gar nicht sieht, was da geschieht. Man hätte auch nichts verpasst.
Regisseur und Kameramann gönnen dem Zuschauer keine Atempause, selbst in den wenigen ruhigen Szenen wackelt die Kamera nervös hin und her. Der angepeilte dokumentarische Stil, der Realismus und Authentizität erzielen sollte, geht bald nach hinten los und wird zur Geduldsprobe. Inmitten von Wackelkamera-Hektik, Stakkato-Schnittästhetik und Ballerspiel-Dramaturgie bleiben die Charaktere genauso uninteressant, schemenhaft und gesichtslos wie die angreifenden Invasoren, die nur hier und da mal als röchelnde Schlabberaliens mit integriertem Waffenimplantat („Das nennt man Einsatz für die Sache“) offenbart werden.
Freilich hat der Schauspieler in so einem pausenlosen Spektakel nicht viel zu melden: Die kantigen Gesichtszüge Aaron Eckharts verleihen ihm zwar Charisma, doch muss er hier weit unter seinen Möglichkeiten agieren, Bridget Moynahan (I, ROBOT) darf als Zivilistin ihre Fachkompetenz anbieten, als ein verwunderter Außerirdischer näher untersucht werden soll („Vielleicht kann ich Ihnen helfen, ich bin Tierärztin“), und Michelle Rodriguez (THE BREED) gibt – mal wieder – das toughe Mannweib. Der Rest fällt nicht weiter auf.
BATTLE LOS ANGELES möchte so sein wie BLACK HAWK DOWN – nur ist er eben viel hohler und ohne jeglichen Inhalt, dafür aber mit Aliens und jede Menge verlogenem Pathos. Denn wenn schon drauf gehen, dann bitte als Held sterben und vorher jemand retten dürfen. Satzschwulst wie „Dein Vater war ein tapferer Mann“ oder „Du bist der tapferste Marine, den ich kenne“, den sich ein Junge anhören muss, nachdem sein Vater über den Jordan ging, runden den pathetischen Kitschfaktor kongenial ab. Würg. Balsam für die amerikanische Seele und somit erfüllen Feindbilder ja auch ihren Zweck. Und wenn schon keine Terroristen, dann wenigstens Außerirdische.
4/10