Regie: Howard McCain / Musik: Geoff Zanelli / Kamera: Pierre Gill / Schnitt: David Dodson / Ausf. Prod.: Dirk Blackman, Don Carmody, Brendan Deneen, Christopher Eberts, Philip Elway, Andreas Grosch, Kia Jam, Karen Loop, Barrie M. Osborne, John Schimmel, Marcus Schöfer / Prod.: Chris Roberts / Buch: Howard McCain, Dirk Blackman
Darsteller: James Caviezel (Kainan), John Hurt (Rothgar), Ron Perlman (Gunnar), Sophia Myles (Freya), Jack Huston (Wulfric), Cliff Saunders (Boromir), Patrick Stevenson (Unferth), Aidan Devine (Einar), Bailey Maughan (Erick) sowie John E. Nelles, James Rogers, Scott Owen, Petra Prazak, Owen Pattison, Matt Cooke, Katie Bergin, Todd Gudin u.a.
„Rumms!“ hat’s gemacht und Astronaut Kainan (James Caviezel) landete nicht gerade sanft mit seiner Raumkapsel auf dem Boden der Tatsachen. Nachdem er seinen Co-Piloten begraben musste, gilt es folgendes zu verdauen: Er strandete im 8. Jahrhundert! In Norwegen! Mitten bei den Wikingern! Und die sind auch schon zur Stelle, um ihn ins Dorf von Stammesführer Rothgar (John Hurt) zu schleppen. Dort macht man ihn für Tod und Verderben verantwortlich, denn irgend etwas Böses und Schreckliches metzelt sich durch die Wikingerwälder. So wird Kainan auch der Zerstörung der benachbarten Wikingerklitsche von Stammesführer Gunnar (Ron Perlman) beschuldigt, der wiederum macht Rothgar für den Verlust seiner Leute verantwortlich und sinnt mit seinen paar Hanseln auf Rache. Doch Kainan weiß es besser, denn er hat das ganze Übel mit gebracht: in seinem kleinen Raumschiff befand sich noch ein Monster – das Letzte seiner Art. Das Alien mit Namen Morwen konnte in den nahen Wäldern entkommen, wo es wütet und tötet. Kainan muss nun das Vertrauen der Wikinger gewinnen – um anschließend mit ihnen auf Monsterjagd zu gehen. Wo Männer noch Männer sind. Und Wikinger gerne Wikinger wären…
Der letzte Film, den Howard McCain als Regisseur betreute, stammt aus dem Jahr 1998 und war eine unbedeutende TV-Schmonzette namens PERFECT PREY, eingedeutscht als IN DEN FÄNGEN DER BESTIE. Danach war zehn Jahre Funkstille. Was McCain in der Zeit bis zu OUTLANDER machte, lässt sich nicht ganz so nachvollziehen und scheint aufgrund seiner bislang eher bescheidenen Karriere nicht weiter wichtig zu sein. Mit wem er nun geschlafen hat, dass er sich das Budget zu OUTLANDER und somit neben durchaus aufwendigen Effekten namhafte Schauspieler wie James Caviezel, John Hurt und Ron Perlman leisten konnte – das ist auch nicht nach zu vollziehen. Wo andere wirklich engagierte und talentierte Filmemacher darum kämpfen müssen, Geldgeber für ihre Projekte zu gewinnen, fällt einem Howard McCain das einfach so in den Schoß. Beziehungen sind auch und gerade in Hollywood das Ein und Alles. Und er hat sie genutzt.
Aus der Versenkung zurück gekehrt und seit weit über 20, 30, 40 Jahren auf den Durchbruch hoffend inszenierte er mit OUTLANDER eine ebenso unterhaltsame wie methaltige Mischung aus Monsterjagd, Wikingertreiben, Actiontrash und Weltraummärchen. Und wo es hier doch um Wikinger geht, kann man im Grunde genommen das hier geschilderte Wikingertreiben mit einer Zeile aus „Rollo, der Wikinger“ der norddeutschen Bagaluttencombo Torfrock zusammen fassen. Und zwo, drei:
„Wir saufen den Met Bis keiner mehr steht Unser Häuptling heißt Rote Locke Wir verbrauchen viel Frau’n Und tun Leute beklaun‘ Und hau’n uns reichlich auf die Glocke“
Ja, (nord-) deutsches Liedgut in Reinkultur und das trifft so in etwa wieder was passiert wenn der geheimnisvolle Typ aus der Zukunft in die Welt der Wikinger eintaucht – naja, das mit den Frauen hat man im Zuge der political correctness entsprechend zurecht gebügelt und so gibt’s mit Rothgar’s Tochter Freyla (Sophia Myles) eine Wikingeremanze, die dem mysteriösen Fremden erstmal eine scheuert und sich dann an ihn ranmacht. Hat sich doch bis heute auch nicht geändert, so funktionieren Emanzen halt. Kainan wird immer mehr zum Wikinger und konkurriert mit dem strammen Kriegerburschen Wulfric (Jack Huston, SHROOMS) um die Rolle rückwärts des Alpha-Tieres; diverse Rituale werden initialisiert, wie z.B. der Schildertanz. Und der findet nicht im Schilderwald statt. Zwischen saufen und raufen lässt Howard McCain kein Wikingerklischee aus, selbst wenn das Klischee mit den Wikinger gar nix zu tun hat. Das alles soll halt den Vorstellungen der anvisierten Publikums-Zielgruppe entsprechen, so wie die sich halt die Welt der Wikinger zurecht gezimmert hat.
Doch dann das: So einfach lässt sich OUTLANDER nämlich nicht auf bloßes, mit Action und Schaukämpfen garniertes Wikinger-Gewusel reduzieren. Inhaltlich orientiert sich McCain an dem berühmten Heldengedicht BEOWULF, das 2007 von Robert Zemeckis mit DIE LEGENDE VON BEOWULF als seelenlose, computeranimierte und unansehnliche Farce missbraucht wurde. 1999 bediente sich – weitaus überzeugender – John McTiernan für sein Schlachtengetümmel DER 13. KRIEGER (1999) einiger Elemente; aus dem selben Jahr stammt auch der unsägliche Schenkelklopfer-Trash BEOWULF mit Christopher Lambert in der Hauptrolle. Und dieser Schwachsinn, der eine Regiekarriere beendete, hätte für Howard McCain Warnung sein müssen, Science-Fiction mit der Welt der Wikinger zu kreuzen.
Aber ihm ist es gelungen. Und im Gegensatz zu Zemeckis‘ computeranimierten Rumgekasper ist seine Interpretation der „Beowulf“-Heldensaga die bessere und ehrlichere. Sicherlich geht McCain mitunter brachial und martialisch vor (was aber nicht ausbleibt, wenn ein Monster aus dem Weltall im Wikingerwald wütet), setzt aber gerade dabei das altbekannte „Mann gegen Monster“-Thema konsequent um, was man eben von DIE LEGENDE VON BEOWULF und BEOWULF nicht behaupten kann. Zumindest hat OUTLANDER gegenüber diesen beiden Flops einen entscheidenden Vorteil: nämlich die eindeutig besseren Spezialeffekte. Der Absturz der Raumkapsel zu Beginn vollzieht sich rasant und dynamisch und die Weltraumszenen wissen ebenso zu gefallen wie Morwen’s Erscheinungsbild im PREDATOR-Look.
Was die Motivation des Monsters betrifft, so gibt es im weiteren Verlauf eine Rückblende, die uns von Kainan’s Leben im Weltraum und von der Eroberung eines Planeten erzählt. Ab diesen Punkt bekommt OUTLANDER einen ernsthaften Hintergrund, bei dem man dem Film anmerkt, dass er mehr sein will als der befürchtete „Astronaut meets Wikinger meet Monster“-Klopper. Das sich McCain jedenfalls um die Motivation des Monsters schert, ist ihm anzurechnen.
6/10