Regie: Kyle Newman / Musik: Mark Mothersbaugh / Kamera: Lukas Ettlin / Schnitt: Seth Flaum / Ausf. Prod.: Bob Weinstein, Harvey Weinstein, Kevin Mann / Prod.: Kevin Spacey, Evan Astrowsky, Dana Brunetti, Matthew Perniciaro / Buch: Ernest Cline, Adam F. Goldberg / Story: Ernest Cline, Dan Pulick
Darsteller: Sam Huntington (Eric), Chris Marquette (Linus), Dan Fogler (Hutch), Jay Baruchel (Windows), Kristen Bell (Zoe), Seth Rogen (Admiral Seasholtz / Alien / Roach), William Shatner (als er selbst), Carrie Fisher (Doktor), Billy Dee Williams (Judge Reinhold), Ray Park (THX Sicherheitswache), Kevin Smith (als er selbst), Jason Mewes (als er selbst), Danny Trejo (Chief), Christopher McDonald (Big Chuck), Ethan Suplee (Harry Knowles), Jaime King (Amber), Lou Taylor Pucci (Boba Fett #1), Noah Segan (Boba Fett #2), Joe Lo Truglio (Gefängniswärter), Thom Bishops (Vulkanier), David Denman (Chaz), Isaac Kappy (Garfunkel), Stephen Pina (Simon), Danny McBride [ungenannt] (Chef der Sicherheit) sowie Charlie B. Brown, Clark Sanchez, Allie Grant, Pell James, Zak Knutson, Will Forte u.a.
Es war einmal…
Vor nicht allzu langer Zeit in genau dieser Galaxis.
Halloween 1998: Darth Vader und zwei seiner imperialen Streitkräfte stürmen die Party und geben DEN Countdown offiziell bekannt: In weniger als 200 Tagen wird STAR WARS EPISODE I: DIE DUNKLE BEDROHUNG über die Leinwand flimmern. Für die drei Freunde Linus (Chris Marquette, FREDDY VS. JASON), Hutch (Dan Fogler) und Windows (Jay Baruchel, MILLION DOLLAR BABY; TROPIC THUNDER) nimmt die Vorfreude auf das kulturelle Großereignis einen gehörigen Platz in ihrem Leben ein – und das besteht zum überwiegenden Teil aus Videospiel-Fight’s in der Garage von Hutch, Herumhängen im Comic-Shop und der unbändigen Liebe zu STAR WARS.
Auf der Party treffen die drei Fanboys auf Eric (Sam Huntington, SUPERMAN RETURNS), der nicht so enden wollte wie seine Freunde und ihnen den Rücken kehrte, um beruflich Karriere zu machen: demnächst soll er das 15 Filialen umfassende Autohaus-Imperium seines übermächtigen Vaters (köstlich: Christopher McDonald) übernehmen. So richtig glücklich ist er damit nicht. Zudem erfährt Eric von seinen früheren Weggefährten Hutch (dick und behaart) und Windows (dünn und bebrillt), dass Linus, einst sein bester Freund, unheilbar an Krebs erkrankt ist und die Premiere von EPISODE I nicht mehr erleben wird. Was liegt da näher als in George Lucas‘ legendärer Skywalker Ranch einzubrechen, um sich vorab eine Kopie zu besorgen? So machen sich die vier Freunde auf, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Auf dem Weg nach Las Vegas geraten sie mit miesepetrigen Star-Trek-Fans aneinander, landen in einer Schwulenbar, müssen einen Schlagabtausch mit dem „ultimativen Fanboy“ Harry Knowles (Ethan Suplee) über sich ergehen lassen, werden von einem brutalen Zuhälter in die Mangel genommen und landen, nach einer Verfolgungsjagd mit den „imperialen Bullen“, im Knast, wo sie von der liebreizenden Zoe (Kristen Bell als Prinzessin Leia der Gegenwart) wieder herausgeholt werden. Nichts von alldem kann die Fanboys aufhalten. Mit einem detailliert ausgearbeitetem Schlachtplan aus der 5. Klasse, dem Grundriss der Skywalker Ranch und den Top-Secret-Unterlagen eines geheimen Informanten (???) im Gepäck ist der Weg ins Lucas-Imperium geebnet. Letzen Endes… geht es nicht um den Film, sondern um die Sache.
Und das wäre in diesem Fall eine schöne Hommage und Liebeserklärung an STAR WARS und seine Fans. Und die werden hier äußerst liebevoll porträtiert: sie erscheinen als Darth Vader verkleidet auf der Halloween-Party, setzen sich Chewbacca-Gesichtsmasken auf, wissen aus dem Effeff Luke Skywalker’s Rufzeichen beim Rebellenangriff in EPISODE IV und nennen ihre rechte Hand Leia.
FANBOYS wird seinem Titel gerecht: er ist von Fans, für Fans, über Fans. Und die werden sich freuen über die zahlreichen Anspielungen und Zitate, angefangen mit der berühmten Laufschrift, die endlich mal die Frage aufwirft, wohin denn die ganzen Buchstaben immer verschwinden, bis hin zum Abstecher in einen nur allzu bekannten Müllschacht.
Viele Fans hat George Lucas mit seinen Prequels enttäuscht, doch die FANBOYS-Macher um Regisseur Kyle Newman erinnern daran, dass es etwas schönes und erfüllendes ist, mit STAR WARS aufgewachsen zu sein.
Natürlich lässt man es sich nicht nehmen, die im Grunde genommen herbei geredeten Differenzen zwischen den Fans von STAR WARS und STAR TREK genüsslich auf die Spitze zu treiben, etwa wenn ein feindliches Gebiet namens Iowa, im Grunde genommen nur als Geburtsort von Captain Kirk berühmt geworden, durchfahren wird. Und man trifft auf eine gemeingefährliche Spezies: Trekkies! Hämische Freude, wenn einer schlechten Spock-Imitation das Ohr abgebissen wird. All die miesepetrigen, lächerlichen und exzentrischen Star Trek-Fans dürften nicht unbedingt glücklich darüber sein, wenn sie hier so (überzogen) dargestellt werden (im schlimmsten Fall: nuschelnd und mit Überbiss), wie sie nun mal sind. Aber auch nur die. Die Ironie ist bisweilen sehr ironisch, wenn ausgerechnet STAR TREK-Koryphäe William Shatner (MÖRDERSPINNEN; GROOM LAKE) in seinem herrlichen Cameo für einen der besten Einfälle bürgt. Das versöhnt dann auch den miesepetrigsten Trekkie, oh Verzeihung, Trekker. Überhaupt sorgen die diversen Gastauftritte für mächtig Laune: freuen kann man sich etwa auf ein Wiedersehen mit den STAR WARS-Stars Carrie „Prinzessin Leia“ Fisher (AMAZONEN AUF DEM MOND; TIME GUARDIAN) als Ärztin, Billy Dee „Lando Calrissian“ Williams als Judge Reinhold (!) und Ray „Darth Maul“ Park als kampfbereiter THX-Wachposten. Daneben trifft man auch auf Kevin Smith, der seinen langjährigen „Ladenhüter“-Kumpel Jason Mewes mitbrachte, Seth Rogen, der in bester Peter-Sellers-Manier gleich in drei Rollen zu sehen ist, Lou Taylor Pucci (THUMSUCKER) und Noah Segan (DEADGIRL) als Boba-Fett-Imitatoren sowie Robert-Rodriguez-Star Danny Trejo (FROM DUSK TILL DAWN; MACHETE; ANACONDA; Rob Zombie’s HALLOWEEN), der unseren vier Freunden einen nachhaltigen Drogentrip gönnt. Was eine kuriose Szene mit sich bringt: ein Ewok bumst den dicken Hutch.
Damit dürfte aber auch klar sein, dass all jene, die mit STAR WARS wenig bis gar nichts anfangen können, den FANBOYS nur ein müdes Lächeln abgewinnen werden. Über-Produzent und Kreativtaucher Harvey Weinstein leistete sein übriges und reduzierte die hübsche, zu Herzen gehende Geschichte auf den reinen Comedy-Charakter zugunsten eines herkömmlichen Roadtrip-Movies, das zwangsläufig Halt in Las Vegas macht, mitsamt den üblichen Verwicklungen. Doch mit seinem Vorhaben, die Hintergrundgeschichte um Linus‘ Krebserkrankung, die ja die Motivation der Fanboys für ihre Reise zur Skywalker Ranch ist, komplett aus dem Film zu streichen, konnte er sich letztendlich nicht durchsetzen, auch wenn er trotz erfolgreicher Testvorführungen die entsprechenden Szenen bereits aus dem Film entfernen ließ und Nachdrehs durch einen anderen Regisseur anordnete, der die leeren Stellen gefälligst mit dem üblichen Comedy-Material füllen sollte. Aber er hat nicht mit dem Engagement von Produzent Kevin Spacey gerechnet sowie einer aufgebrachten Internet-Gemeinde, die eine Online-Kampagne auf die Beine stellte, was schließlich den ollen Weinstein überzeugte, die Krebs-Geschichte wieder hinein zu schneiden. Dem hier nun vorliegenden Film merkt man aber an, dass er noch ein Stückchen von Kyle Newman’s ursprünglicher Fassung entfernt ist und man sich, wie so oft, auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner einigte. Die Krebs-Thematik wird im weiteren Verlauf größtenteils ausgeklammert, was einfach nicht passt, wenn doch Leben und Tod so nah beieinander liegen. Harvey Schweinstein pochte auf eine möglichst hohe Gag-Dichte ohne jeglichen Tiefgang oder sogar ernstem Hintergrund, was zwangsläufig die Folge hat, dass nicht jeder Lacher zündet und dadurch der eine oder andere Leerlauf entstand.
Doch das Positive überwiegt und das ist in diesem Fall eine wirklich sympathische Fan-Komödie mit liebenswerten Figuren und die Macht, die mit einem ist.
- Kevin Smith und Lou Taylor Pucci traf man auch in Richard Kelly’s ebenso überambitionierter wie unterschätzer Weltuntergangs-Satire SOUTHLAND TALES an. Die Welt ist ein Dorf.
6/10