DARK SKIES - SIE SIND UNTER UNS
USA 2013 / O: "Dark Skies" / Prod.: Alliance Films, IM Global, Blumhouse, Robotroof / Laufzeit: 97 min. (uncut, Blu-ray) / FSK: ab 16
Regie + Buch: Scott Stewart / Musik: Joseph Bishara / Kamera: David Boyd / Schnitt: Peter Gvozdas / Ausf. Prod.: Brian Kavanaugh-Jones, Charles Layton, Jeff Okin, Scott Stewart, Bob Weinstein, Harvey Weinstein / Prod.: Jason Blum
Keri Russell (Lacy Barrett), Josh Hamilton (Daniel Barrett), Dakota Goyo (Jesse Barrett), Kadan Rockett (Sam Barrett), J. K. Simmons (Edwin Pollard), L. J. Bennett (Kevin Ratner), Ron Ostrow (Richard Klein) sowie Rick Hutchman, Myndy Christ, Annie Thurman, Jake Brennan, Josh Stamberg u.a.
Immer wieder fein, wenn die Genres mit den entsprechenden Zutaten bzw. Vorbildern kräftig durcheinander gerüttelt werden und dann trotzdem noch etwas eigenständiges dabei herauskommt. So wie in DARK SKIES – SIE SIND UNTER UNS, nach LEGION und PRIEST die dritte und beste Regiearbeit von Scott Stewart, der sich damit für weitere Genre-Arbeiten qualifiziert hat.
Wenn auf dem Cover der Blu-ray / DVD mit „den Produzenten von PARANORMAL ACTIVITY und SINISTER“ geworben wird, dann ist das mehr als nur eine dezente Vorankündigung, dass sich Scott Stewart mit DARK SKIES fast ausschließlich auf große Vorbilder und derzeit angesagte Erfolgsformate beruft.
Im Mittelpunkt steht mit den Barretts mal wieder eine typische US-Vorortfamilie, die zunächst mit ganz irdischen Problemen zu kämpfen hat: Während Vater Daniel (Josh Hamilton) auf der Suche nach einem neuen Job ist, muss Mutter Lacy als glücklose Maklerin für das Einkommen sorgen. Der ältere und pubertierende Sohn Jesse (überzeugend: Dakota Goyo) ist dagegen mit den Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe beschäftigt, während der jüngere Sohn Sam nachts mit dem Sandmann kommuniziert…
Dieser entpuppt sich als Vorbote für allerlei seltsame und unerklärliche Vorfälle, die das sowieso schon leicht chaotische Familienleben der Barretts vollends außer Fassung bringen. Küchengegenstände, die zu kunstvollen Türmen aufgebaut werden, Fotos, die aus ihren Bilderahmen verschwinden, und die Alarmanlage, die ausgelöst wird, obwohl offensichtlich niemand in der Nähe ist, sorgen für Ratlosigkeit und Entsetzen. Als drei verschiedene Vogelarten in einem Schwarm gegen die Hausfassade kracht, können selbst die herbei gerufenen Experten keine plausible Erklärung finden. Blackouts, Gedächtnislücken und Wundmale sorgen für physische und psychische Attacken, bei denen das Elternpaar zusätzlich in Verdacht gerät, die eigenen Kinder zu misshandeln. Das es aber Außerirdische sein sollen, die für all das Unheil und Übel verantwortlich sein sollen, mag Daniel nun wirklich nicht glauben…
Dafür dass Scott Stewart, zumindest auf dem ersten Blick, absolut nichts neues zu erzählen hat, gelingt es ihm versiert und überzeugend, DARK SKIES zunächst wie einen Haunted-House-Film aussehen zu lassen, um ihn dann in extraterrestrische Bahnen zu lenken. Das er im weiterem Verlauf auf diverse Vorbilder zugreift, allen voran POLTERGEIST, SIGNS und INSIDIOUS, sollte man ihm nicht anlasten, da er mit DARK SKIES trotz vieler bekannter Versatzstücke und einigen unvermeidlichen Klischees seine eigenen Wege geht.
Nur einmal schielt DARK SKIES zu offensichtlich nach einem weiterem derzeit populären Erfolgsformat, nämlich dem (scheinbar) beliebten PARANORMAL ACTIVITY-Franchise und deren unsägliche Plagiate: Hier ist es Familienvater Daniel, der im gesamten Haus diverse Überwachungskameras und Monitore montiert, um akribisch die Aufnahmen auszuwerten und dem unerklärlichem Treiben auf die Schliche zu kommen. Zum Glück verzichtete Stewart darauf, einen weiteren Found-Footage-Wackeldackelkamera-Film zu konzipieren.
Die Art und Weise wie die Figuren in all ihrer Verzweiflung und Angst mit der Situation umgehen, kennt man freilich auch aus anderen Filmen: Während Mutter Lacy sich auf Ursachensuche begibt und das Internet nach ähnlichen Fällen durchforstet, streift Vater Daniel seine vorherrschende Ignoranz ab, um zwischenzeitlich fast schon wahnhafte Züge anzunehmen. Sein hysterisch-psychotisches Gebaren läßt in einem Moment der Verwirrung die Möglichkeit zu, dass die hier geschilderten Ereignisse gar nicht real sind; dass es gar keine Außerirdischen gibt, sondern alles Wahn und Einbildung ist. Ein reizvoller Gedanke, der aber spätestens dann aufgehebelt wird, wenn die Barrets, der Verzweiflung nahe, dem Alien-Experten J. K. Simmons einen Besuch abstatten.
Nach seinem hochgelobten und Oscar-gekrönten Auftritt als rabiater Musiklehrer in WHIPLASH dürfte dies wohl einer von Simmons‘ letzten Nebenrollen-Auftritten in einem B-Horrorfilm sein. Hier gibt er im letzten Filmdrittel den grummeligen, verschrobenen Erklärbär ab, der die Protagonisten mit einer erschreckenden Tatsache konfrontiert, die dem Zuschauer bereits in dieser oder jener Form vorschwebte. Ab diesem Zeitpunkt steuert DARK SKIES auf ein zwar konventionelles, aber auch konsequentes Finale zu, das zum Schluß noch eine böse Überraschung und ein Ende ohne Happy parat hält.
Von seinem Konzept her könnte DARK SKIES genauso in der TWILIGHT ZONE spielen, als auch ein Fall für AKTE X sein – und ist trotzdem mehr als nur eine auf Spielformat getrimmte TV-Episode. Dank der stimmigen, verrätselten Atmosphäre, die hier aufgebaut wird, dem stetigen Gefühl der Bedrohung, dem Unheilvollen, das über Haus und Familie schwebt. Scott Stewart, Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion, versteht es versiert, die Spannung in seinem Film langsam, aber effizient und nachhaltig aufzubauen. Dabei hat er noch ein paar schön gruslige Momente und kleine, aber feine und gezielt gesetzte Schocks parat.
Unterstützung findet Scott Stewart dabei in Kameramann David Boyd (THE WALKING DEAD; FIREFLY), dessen stimmige Bilder das Haus der Barretts schon mal in ein Schreckenslabyrinth verwandeln, und Filmkomponist Joseph Bishara (INSIDIOUS 1 -3; THE CONJURING; ANNABELLE; 11-11-11), der es mit seinen Klängen wieder einmal versteht, das Geschehen musikalisch passend zu untermalen. Spezialeffekte stehen in dieser 3.5 Mio. Dollar teuren Produktion nicht im Vordergrund, dafür zur Abwechslung mal die Geschichte mit ihren Charakteren. So sind die Außerirdischen selbst kaum zu sehen und huschen kurz als schattenhafte, skizzenhafte Umrisse über den Flur.
Positiv fallen auch die schauspielerischen Leistungen der Barrett-Darsteller auf, wobei wir es hier auch mal wieder mit Charakteren zu tun haben, deren Schicksal einem eben nicht egal ist.
Fazit: Eine kleine, feine Genre-Perle. Das DARK SKIES hier aus vielen bekannten Vorbildern zitiert, sollte sich in diesem Fall nicht als Nachteil erweisen.
- DARK SKIES gibt es seit dem 29.01.2105 bei Koch Media auf Blu-ray und DVD. Zumindest die Blu-ray-Erstauflage erscheint in einem sehr stylishen, silber glänzendem O-Card-Schuber. Bild und Ton sind tadellos. Als Extras gibt es den Audiokommentar von Scott Stewart (leider ohne UT), Deleted Scenes (ca. 14 Min. incl dt. UT), den Trailer in deutsch und englisch und eine Trailershow aus dem Programmangebot von Koch Media.