USA 2002 / O: „The Core“ / Prod.: Paramount Pictures / Länge: 129 Min. / FSK: ab 12
Regie: Jon Amiel / Musik: Christopher Young / Kamera: John Lindley / Schnitt: Terry Rawlings / Prod.: David Foster, Cooper Layne, Sean Bailey / Buch: Cooper Layne, John Rodgers
Aaron Eckhart (Dr. Josh Keyes), Hilary Swank (Major Rebeeca Childs), Delroy Lindo (Brazzleton), Stanley Tucci (Dr. Zimsky), D. J. Qualls (Rat), Richard Jenkins (General Purcell), Tcheky Karyo (Serge), Bruce Greenwood (Commander Iverson), Alfre Woodard (Stickley), Glenn Morshower, Anthony Harrsion (FBI-Agenten), Matt Winston (Luke Barry) sowie Hrothgar Matthews, Christopher Shyer, Ray Galletti, Dion Johnstone, Jennifer Spence, Shwan Green u.a.
Mütterchen Erde außer Rand und Band: Die Rotation des Erdkerns hat gestoppt! Die elektromagnetischen Felder unseres Planeten vermindern sich immer mehr! In wenigen Monaten wird die Erde komplett zerstört sein! Hoffnungsschimmer: Ein Torpedo-Schiff, das mit einigen Elite-Wissenschaftlern an Bord ins Innere der Erde geschickt wird! Um dort eine Atombombe zu zünden, die den Erdkern reaktivieren soll! Und ab geht die Luzie!
Was uns Jon Amiel hier auftischt – es ist einfach nicht zu fassen. Aber es macht durchaus Laune, zumindest wenn man auf Disaster-Movies steht. Wobei die Auswirkungen mal wieder interessanter sind als die hanebüchenen, wirren Erklärungen dafür: Herzschrittmacher versagen, Vögel krachen in Fenster, weil ihnen die Orientierung fehlt, statische Entladungen, die halb Rom vernichten, San Fransisco in Trümmern. Da freut sich der Katastrophenfilm-Fan.
Doch sobald die Wissenschafts-Crew ins Innere der Erde aufbricht, verkommt das mehr aufgeregte als aufregende Weltuntergangs-Drama zu einem kaum spannenden, aufgeplusterten Helden-Märchen, in dem das Drehbuch ein Kataströphchen ans andere reiht: Ein leerer Raum, in dem es zu manövrieren gilt, der Tod des Commanders (Bruce Greenwood), der Tod eines Freundes, betretene Mienen, dazu noch Magmawellen-Surfing und riesige Diamanten auf Kollisionskurs. Hüllenbruch! Drehbuch-Leck!
Jon Amiel schickt ein engagiertes Ensemble an Charakterdarstellern auf die Reise: Aaron Eckhart als Sonnyboy-Geophysiker, Hilary Swank (BOYS DON’T CRY; MILLION DOLLAR BABY), die fast nur im Pilotensessel rumlungert, Stanley Tucci (Stanley Kubrick in THE LIFE AND DEAD OF PETER SELLERS) als selbst verliebter, arroganter Dr. Zimsky, der mehr weiß, als er zugibt, Tcheky Karyo (WING COMMANDER) als französischer Waffenspezialist, Delroy Lindo (LEBE LIEBER UNGEWÖHNLICH) als kumpelhafter Schiffskonstrukteur, ROAD TRIP-Blödling DJ Qualls als Computer-Freak, Richard Jenkins (Nathaniel Fisher in SIX FEET UNDER) als General und Alfre Woodard (STAR TREK – DER ERSTE KONTAKT; DIE VERGESSENEN), die von der Bodenstation ihren Senf dazu gibt.
Doch der Kern der Sache ist: Die Charaktere geben nicht viel her, eine klischeehafte Ansammlung an Pappkameraden und eine Verschwendung von schauspielerischem Talent. Obwohl das Wiedersehen mit so vielen bekannten Gesichtern erwartungsgemäß Freude bereitet.
Kein Wort über das konfuse Drehbuch! Wenn schon die Spezialeffekte, eigentlich das A und O in solchen Filmen, nicht viel taugen, wie schlecht muss wohl das Drehbuch sein? Noch dazu wenn ein Loblied auf die Atombombe gesungen wird? Die heikle Thematik einer populären Massenvernichtungswaffe, die sich auf einmal als Lebensretter erweist, wird weit umschifft, um im finalen „Knall!Bumm!Bumm!“-Showdown unterzugehen. Schlimmer noch: Die Ursache für all die Katastrophen liegt mal wieder beim Wettrüsten – man brauchte mal wieder eine wirksame Waffe, um dem Feind gegenüber zu stehen. Cooper Layne (THE FOG, das Remake) und John Rogers (CATWOMAN), die Drehbuch-Beschmutzer, konnten sich nicht entblöden, auch noch den Kalten Krieg aufzuwärmen. Dieser sollte offensichtlich die üblichen dümmlichen Patriotismus-Phrasen rechtfertigen. Fürchterlich!
- „Fantastischer Katastrophenfilm, der sich durch ein sorgfältig strukturiertes Drehbuch sowie solide Regie- und Darstellerleistungen erfolgreich bemüht, die innere Logik und die Ernsthaftigkeit des Sujet zu wahren.“ (Lexikon des Internationalen Films)
- „Nach dem Startschuss des Raketenwurms verkommt das aberwitzige Unternehmen zum langweiligen Videospiel, das trotz digitalen Diamantenhagels nie echtes Kinoformat erreicht.“ (Der Tagesspiegel, 07.04.2003)
- „Wenn sich der Kinobesucher auf diese fantastische Reise einlässt, wird er sich keine Millisekunde daran stören, den Naturwissenschaften eine lange Nase zu drehen. Die Darsteller dieses utopischen Katastrophenfilms tun ein Übriges, die Reise zum inneren Kern glaubwürdig rüberzubringen. Da wird selbst ein Spaziergang durch 4400 °C heißes Magma zur ernsthaften Angelegenheit.“ (Heilbronner Nachrichten, 03.04.2003)