USA 2005 / O: „The Cave“ / Prod.: Lakeshore Entertainment, Cinerenta, Screen Gems
Regie: Bruce Hunt / Musik: Reinhold Heil, Johnny Klimeck / Kamera: Ross Emery / Schnitt: Brian Berdan / Ausf. Prod.: Neil Bluhm, Judd Malkin, Marco Mehlitz / Prod.: Gary Lucchesi, Andrew Mason, Michael Ohoven, Tom Rosenberg, Richard Wright / Buch: Michael Steinberg, Tegan West / Creature Design: Patrick Tatopoulos
Cole Hauser (Jack), Eddie Cibrian (Tyler), Morris Chestnut (Top Buchanan), Lena Headey (Kathryn), Piper Perabo (Charlie), Rick Ravanello (Briggs), Daniel Dae Kim (Kim), Kieran Darcy-Smith (Strode), Marcus Iures (Dr. Strode), Vlad Radescu (Dr. Bacovia) sowie Simon Kunz, David Kennedy, Alin Panc, Zoltan Bucuc, Brian Steele
„Sieht so aus, als hätten wir den Anfang der Nahrungskette gefunden.“ „Der Anfang macht mir keine Angst…“
Neugierige Höhlenforscher, die tief unter der Erde von fiesen Kreaturen angegriffen werden – das hatten wir doch schon mal..! Richtig geraten, THE DESCENT hieß der von Neil Marshall inszenierte Leinwandschocker, der sich zu den besten der letzten Jahre zählen darf und mit dem sich Bruce Hunts THE CAVE nun mehr oder weniger messen lassen muß – hat er doch in etwa die selbe Ausgangssituation: neugierige Höhlenforscher, die tief unter der Erde von fiesen Kreaturen angegriffen werden.
Der Prolog setzt Mitte der 70er Jahre in Rumänien an, die Zeit des Kalten Krieges. Ein wild entschlossener Trupp abenteuerlustiger Schatzjäger begibt sich auf die Suche nach einer sagenumwobenen Höhle, die unter einer Kirche liegt. Diese wurde vor vielen, vielen Jahren von den dort lebenden Menschen gebaut, um die tief unter der Erde lebenden Dämonen den Zugang an die Oberfläche zu verwehren (Lovecraft läßt herzlich grüßen). Wären unsere enthusiastischen Abenteurer lieber zum Bergziegenfest in die Karpaten gefahren, anstatt in unterirdischen Höhlen rumzukriechen. Die Detonation der Explosion, die eigentlich die letzten Geheimnisse preisgeben sollte, ist nämlich so heftig, das sie in einer Geröllmasse aus herabstürzenden Felsbrocken alles unter sich begräbt – inklusive den Männern, von denen nie wieder einer was hörte…
30 Jahre später reist ein amerikanisches Spezialistenteam nach Rumänien, um eben dieses neu entdeckte, zum größten Teil mit Wasser gefüllte Höhlensystem zu erforschen. Der Wissenschaftler Dr. Nicolai (Marcus Iures), der bei Grabungen den Eingang zum Abgang ausfindig machen konnte, heuert ein ebenso motiviertes wie großmäuliges Taucherteam an, harte Jungs und starke Mädels, wie man sie in so einem Film wirklich nie vermutet hätte. Da wären u.a. der gebeutelte Tyler (Eddie Cibrian), der unter der Fuchtel seines Bruders und Teamleiters Jack (Cole Hauser) steht, ein Alibi-Neger namens Top Buchanan (Morris Chestnut) als Bester-Kumpel-Typ sowie die schnuckelige Biologin Kathryn (Lena Headey) mit ihrem Kameramann Kim (Daniel Dae Kim). Und es kommt, wie es kommen muß: die Sauerstoffflaschen eines entbehrlichen Taucherkollegen fliegen zusammen mit ihm in die Luft, was meinerseits unsinnig ausgedrückt ist, da der Film in jener Szene unter Wasser spielt, aber ich hoffe einfach mal, daß sich keiner daran stört. Es musste halt eine Situation kreiert werden, in der ein Teil der Höhle einstürzt und die Protagonisten von der Außenwelt praktisch abgeschottet sind. So steht’s im Monsterfilm-Einmaleins. Und dort unten lauern sie schließlich, die obskuren Lebensformen, die nach Jahrmillionen ein monströses Eigenleben entwickelt haben: eine Art Riesenratte, garstige Skorpione, Monster-Aale und diverse andere Kreaturen. Unter Wasser oder in dunklen Höhlen. Erwartungsgemäß wird unsere coole Tauchercrew dezimiert, während der arrogante Teamleiter Jack nach einem Monster-Biss seine kleine persönliche Veränderung vornimmt.
„Es ist wie PREDATOR. Wie ALIEN, nur noch schlimmer und furchterregender“, schwärmt Darsteller Eddie Cibrian. Nun ja, nehmen wir diese Aussage schmunzelnd zur Kenntnis…
Über den Mangel an Filmen, in denen taffe Abenteurer in einer unterirdischen Grottenwelt in einem Labyrinth aus Seen und Höhlen von mordlüsternen Monstern attackiert und dezimiert werden, brauch man sich nun wirklich nicht beklagen. Jede halbwegs genrekundige Pappnase will da natürlich mitreden: „Aaahhh, THE CAVE erinnert aber stark an THE DESCENT!“ Jawoll, Herr Schlaumeier! Nun, wenn wir den direkten Vergleich nehmen, dann ist Marshalls THE DESCENT beklemmender, atmosphärischer und klaustrophobischer, aber auch härter, blutiger und dreckiger als Hunts THE CAVE, dem man sein höheres Budget auch ansieht: er sieht einfach zu „sauber“ aus. Als Plagiat würde ich THE CAVE nicht bezeichnen, hatte er eben einfach nur das Pech, das er in etwa zur selben Zeit wie THE DESCENT produziert wurde, aber später startete.
Als B-Movie mit dem höheren Budget funktioniert THE CAVE dank der ordentlichen Regie und prächtigen Unterwasseraufnahmen durchaus, auch wenn man in Bezug auf die mangelnde Originalität seine Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen sollte. Da wo Neil Marshall in seinem Frauendrama THE DESCENT durch die psychologischen Aspekte seiner sechs Figuren einen gewissen Hintersinn erreichte, interessiert einem das Schicksal dieser Personen hier deutlich weniger. Die üblichen Monsteropfer im Beuteraster. Dazu Kompetenzgerangel, Konkurrenzkampf und Macho-Sprüche. Und die üblichen Situationen, die konzipiert werden, incl. halsbrecherischen Kletterszenen wie in CLIFFHANGER und VERTICAL LIMIT. Nicht zu vergessen: die genretypische Monster-Schlusspointe.
Das THE CAVE für das familientaugliche „PG-13 Rating“ (steht bei uns stellvertretend für FSK: ab 12) konzipiert wurde, macht ihn keineswegs schlechter, allerdings ist damit auch klar, daß auf blutige Horroreffekte verzichtet werden muß, wodurch er für Fans der härteren Filmkost weniger interessant sein dürfte. Ohne Zweifel gibt es auch hier zahlreiche Monsterangriffe, doch fallen diese aufgrund der Vorgabe eben weniger drastisch und detailliert aus als in THE DESCENT.
Bruce Hunt beweist in seinem soliden Regiedebüt, das Filme dieser Art auch mit vermindertem Härtegrad im Rahmen ihrer Möglichkeiten funktionieren können. Trotz massig Klischees und den immer gleichen Charakteren ist THE CAVE besser als ich dachte und erinnert von der Konzeption her an den Monsterfilm der 80er Jahre, wie man ihn speziell in den Videotheken vorfand. Nur das sein ungleich höheres Budget von ca. 30 Millionen Dollar entsprechend zur Geltung kommt und er darum alles andere als billig aussieht. Was neben der ausgezeichneten Kameraarbeit mit ihren tollen Unterwasseraufnahmen auch auf die von Patrick Tatopoulos entworfenen Kreaturen zutrifft, zumindest wurde der berühmte Mann im Gummianzug diesmal nicht gesichtet.
- Etwas Monsterfilm-Erfahrung bringt Morris Chestnut mit, der 2004 in ANACONDAS: THE HUNT FOR THE BLOOD ORCHID von Dwight H. Little chargierte und hier die undankbare Rolle des „Heros Best Friend“ inne hat.
- Hauptdarsteller Cole Hauser hatte bislang Nebenrollen in GOOD WILL HUNTING (1997) PITCH BLACK, TIGERLAND (beide 2000) und 2 FAST 2 FURIOS (2003). Nach dem Thriller PAPARAZZI (2004) ist dies seine 2. Hauptrolle. Meine Begeisterung, ihn in einer 3. Hauptrolle zu sehen, hält sich arg in Grenzen. Mit Marcus Iures und Rick Ravanello war er auch im Kriegsdrama HART’S WAR (2002) zu sehen. Die Welt ist ein Dorf.
- „Auch wenn das Grundgerüst mehr als bekannt ist und Bruce Hunt auf explizite Gewaltszenen verzichtet, ist die Story durchaus spannend in Szene gesetzt.“ (DVD VISION 09/2006)