DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH
GB 1974 / O: "Madhouse" / AT: "Der Dämon"; "Deathday"; "The Madhouse of Dr. Fear"; "The Revenge of Dr. Fear" / Prod.: American International Pictures; Amicus Productions / Laufzeit: 88 Min. (cut) / FSK: ab 16
Regie: Jim Clark / Musik: Douglas Gamley / Kamera: Ray Parslow / Schnitt: Clive Smith / Ausf. Prod.: Samuel Z. Arkoff / Prod.: Max J. Rosenberg, Milton Subotsky / Buch: Ken Levison, Greg Morrison / LV: Angus Hall, "Devilday"
Vincent Price (Paul Toombes), Peter Cushing (Herbert Flay), Robert Quarry (Oliver Quayle), Adrienne Corri (Faye Carstairs Flay), Natasha Pyne (Julia Wilson), Michael Parkinson (Moderator), Linda Hayden (Elizabeth Peters), Ellis Dayle (Alfred Peters), Catherine Willmers (Louise Peters), Barry Dennen (Gerry Blount), John Garrie (Inspector Harper), Ian Thompson (Bradshaw), Julie Crosthwaite (Ellen Mason) u.a.
Bereits in den 60ern war Vincent Price in einigen britischen Produktionen zu sehen, darunter DAS GRAB DER LYGEIA (1964), seine letzte Poe-Verfilmung unter der Regie von Roger Corman, und DER HEXENJÄGER (1968) von Michael Reeves. Anfang der 70er Jahre sah man ihn u.a. in den beiden Gordon-Hessler-Filmen DIE LEBENDEN LEICHEN DES DR. MABUSE und DER TOESSCHREI DER HEXEN (beide 1970). Mangels attraktiver Angebote in den USA blieb er in Großbritannien, wo ihn AIP-Chef Samuel Z. Arkoff mit seiner Paraderolle in DAS SCHRECKENSKABINETT DES DR. PHIBES (1971) und DIE RÜCKKEHR DES DR. PHIBES (1972) köderte, mit der er nochmal so ordentlich durchstartete. Der herrlich makabre und fulminante Horrorspaß THEATER DES GRAUENS (1973) war denn einer seiner letzten, großen Kinoerfolge und ein Höhepunkt in seiner Karriere – im Gegensatz zu DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH (im übrigen eine Kooperation zwischen AIP und Amicus), dem eindeutig schwächsten Beitrag aus dieser Zeit:
Hier spielt der Horrorfilmstar einen Horrorfilmstar – namens Paul Toombes. Der macht als Dr. Death ordentlich Karriere, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als er seine Verlobte ermordet auffindet und als Tatverdächtiger Nummer 1 erstmal in die Klapse abgeschoben wird, zumal er selbst, dem Wahnsinn nahe, die Tat nicht ausschließen konnte. Nach seiner Rehabilitation bemüht er sich unter Mithilfe seines mit ihm befreundeten Stamm-Autoren (Peter Cushing) um ein Comeback in seiner Paraderolle, diesmal aber in einer Fernsehserie. Doch die Dreharbeiten haben noch nicht mal begonnen und schon geht das mysteriöse Morden von neuem los…
MADHOUSE ist kein totaler Reinfall, wofür hier allein schon die beiden Genre-Größen Vincent Price und Peter Cushing bürgen, doch wird schnell klar, dass der Film unter seinem schlechten Skript (von den beiden Drehbuchautoren hat die Filmwelt danach nie wieder etwas gehört) und seiner uninspirierten Regie leidet.
Hier und da gibt es ein paar eher fußlahme Seitenhiebe auf das damalige Horrorgeschäft, zudem kokettieren die Macher mit Vincents eigener Vergangenheit, in dem zum Beispiel diverse Ausschnitte aus den Poe-Verfilmungen von Roger Corman zu sehen sind, z.B. DER RABE – DUELL DER ZAUBERER (1963) oder auch der Episodenfilm DER GRAUENVOLLE MR. X (1962) – mit dem Resultat, das die zu damaliger Zeit längst verstorbenen Genre-Legenden Boris Karloff und Basil Rathbone, sicher nicht ganz uneigennützig, Erwähnung im Vorspann finden.
Außerdem kann der geneigte Genre-Fan einige nette Insider-Gags entdecken: So erscheint z.B. der ewige Vampirjäger Peter Cushing auf einer Kostümparty ausgerechnet im Dracula-Outfit und Robert Quarry (der in der PHIBES-Fortsetzung ja der Gegenspieler von Vincent Price war) schlüpft nochmal in sein Count Yorga-Kostüm, welches er als haarsträubend-blasser Dracula-Abklatsch in JUNGES BLUT FÜR DRACULA (1970) und SIEBEN PRANKEN FÜR DEN SATAN (1971) auftragen durfte. Vincent Price hat ein paar hübsche One-Liner, was vor allem seinem charismatischem Spiel zu verdanken ist, überhaupt beweisen er und Peter Cushing Selbstironie, trotzdem bleibt ihr Zusammentreffen hinter den Erwartungen zurück. Allein aus der Konfrontation der beiden Horrolegenden hätte man so viel machen können. Leider bleibt dieses Potential ungenutzt.
Da holpert und rumpelt es doch ein bisschen in der Horror-Kiste und das Ganze kommt bis zur „überraschenden“ Schlusspointe ziemlich unausgegoren daher. Immer wieder wird hier krampfhaft versucht Paul Toombes in einem eher halbgaren „War er’s oder war er’s nicht“-Geplänkel als Täter in den Mittelpunkt zu rücken, was aber derart überzogen und alles andere als subtil präsentiert wird, dass man die ganze Chose im weiteren Verlauf einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Stattdessen wird kräftig intrigiert, spätestens dann, wenn sich noch weitere Verdächtige, darunter ein zwielichtiger TV-Produzent (Robert Quarry) mit ganz eigenen Plänen, dazu gesellen. Wenn dann aber chargierende Figuren wie die herum spinnende Spinnenfrau (Adrienne Corri) und ein vollkommen beknacktes, geldgieriges Ehepaar mitmischen, wird es einfach nur abstrus.
So verpuffen denn auch die mühevollen Versuche von Regisseur Jim Clark, Spannung und Suspense aufzubauen, leider ziemlich schnell, weil ihm das dafür nötige Gespür fehlt. Und obwohl es hier an für die damalige Zeit rabiaten Mordsequenzen nicht mangelt, hechelt MADHOUSE den beiden DR. PHIBES-Filmen ziemlich hinterher, ganz einfach weil hier die ganz großen, zündenden Einfälle und der kompakte Zusammenhalt fehlen.
Rein technisch gesehen offenbaren sich hier stellenweise auch erhebliche Defizite, was besonders in jener schlecht ausgeleuchteten Szene deutlich wird, in der die Kerzen ausgeblasen werden und die abgeschalteten Scheinwerferlichter deutlich zu erkennen sind. Das zeugt schon von einer gewissen Unfähigkeit von Seiten des Regisseurs und Kameramannes. Überhaupt hat man hier das Gefühl, dass die Kamera einfach irgendwo platziert wurde, Hauptsache nur sie steht niemandem im Wege – aber gerade das hat hier den Anschein. Klaro, dass da nicht wirklich Atmosphäre aufkommt bzw. das bisschen Horrorstimmung zunichte gemacht wird. Da passt es auch, dass hier eine Fernsehserie gedreht werden soll, denn genauso kommt dieser Film stellenweise auch rüber: wie ein mittelprächtiger TV-Film.
So ist es auch kein Wunder, dass dies die letzte Regiearbeit von Jim Clark, der 1970 auch die Marty-Feldman-Klamotte HAFERBREI MACHT SEXY inszenierte, war. Danach konzentrierte sich auf seine eigentliche Berufung als Cutter, wo er in dieser Funktion Filme wie DER TAG DER HEUSCHRECKE (1975), DER MARATHON MANN (1976), KILLING FIELDS (1984), MISSION (1986, wofür er auch einen Oscar bekam!), NELL (1994), COPYKILL (1995), DER SCHAKAL (1997) und JAMES BOND 007 – DIE WELT IST NICHT GENUG (1999) betreute und mit zu dem machte, was sie geworden sind.
DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH auf DVD:
Die DVD erschien am 03.12.2012 bei KSM Klassiker; bis auf den Originaltrailer, einer Bildergalerie und 3 Biografien zu Vincent Price, Peter Cushing und Jim Clark gibt es leider Extras weiter. Zudem ist diese DVD-Veröffentlichung auch noch geschnitten. Eigentlich sollte man ja davon ausgehen, dass ein Film ab 16 uncut ist, doch das ist hier nicht der Fall. DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH erschien 1988 unter dem Titel DER DÄMON ungeprüft auf VHS und wurde indiziert. Diese Indizierung wurde bis heute noch nicht aufgehoben. Gegenüber dieser weiterhin indizierten Fassung ist die Version von KSM in den Gewaltszenen an 2 Stellen um insgesamt kanppe 6 Sekunden gekürzt.
- „Die Handlung ist schwach und ganz auf den Horrordarsteller Vincent Price zugeschnitten.“ (Andreas Bertler, HÖLLE AUF ERDEN)
- „Schade, dass aus DER DÄMON nicht mehr als nur ein handwerklich etwas unbedarft geratener Horrorstreifen geworden ist, der allein durch die Konfrontation der beiden Hauptdarsteller Vincent Price und Peter Cushing lebt.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)