Regie + Buch: Tom Skull / Musik: Anthony Marinelli / Kamera: Matt Cantrell / Schnitt: Bob Mori / Ausf. Prod.: Peter Julien Chang, Dianne Crittenden, Merlin Reaume / Prod.: Belle Avery, Jeanne Stack
Darsteller: Glenn Morshower (Ranger Bob), Randy Wayne (Michael „Scab“ White), Zulay Henao (Lola), Emily Foxler (Bebe), Rance Howard (Ranger Howard), Susan Blakely (Unhappy Camper) sowie Shedrack Anderson III, Kavan Reece, Julie Skon, Jelynn Rodriguez, Trevor Petersen, Jeff Watson, Ryan Culver u.a.
Schicke paar nervtötende Jugendliche in den Wald, da wird schon irgendwas lauern, was diese potentiellen Opfer-Kandidaten zur Strecke bringt. So funktioniert ein überwiegender Teil all jener Teenie-Slasher, die seit den 70ern, in denen Wes Craven (THE LAST HOUSE ON THE LEFT, 1972), Tobe Hooper (THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, 1974) und Sean S. Cunningham (FREITAG, DER 13., 1980) das populäre „Gehe nicht den Wald!“-Thema vorantrieben, losgelassen wurden. Damit’s nicht langweilig wird, wurde der Kettensägen oder Macheten schwingende Psychopath auch mal gegen handelsübliche Zombies, Kannibalen, wild gewordene Tiere oder stinknormale Monster ausgetauscht. Regiedebütant Tom Skull wollte auf Nummer sicher gehen und ließ gleich zwei potentielle Bedrohungen auf eine kleine Gruppe dussliger Jugendlicher los: einen entflohenen Massenmörder und einen gefräßigen Killer-Bären.
Es findet sich auch diesmal einen Grund, das Häuflein spät pubertierende Teenager in den Wald zu schicken. Drehbuchautor – schicke sie in den Wald und mache sie kalt! Nein, diesmal fahren sie nicht zum campen oder zu einem Rockkonzert, hier werden sie zum Müll aufsammeln in einem nordkalifornischen Nationalpark verdonnert – Sozialstunden im Wald für ein paar straffällig gewordene Jungs und Mädels, die allesamt was Minderschweres ausgefressen haben. Einzige Aufsichtsperson und auch einziger Sympathieträger: Ranger Bob (köstlich: Glenn Morshower), der sich mit stoischer Gelassenheit durch nichts aus der Ruhe bringen läßt. Da hat der arme Mann manchmal Mühe, die Fassung zu wahren, denn leider ist es auch bei GRIZZLY PARK so: die Teenie-Bratzen nerven mal wieder viel zu viel. Anfangs bekommen sie noch eine leicht ironische Einführung, wenn sie zu Beginn in genau dem Wagen vorfahren, der zu ihrem Charakter passt und der Zuschauer schon vorher weiß, was für debile Figuren aussteigen werden. Man hat ja schließlich all die anderen Filme gesehen. Immerhin: neben dem schnöseligen Luxus-Bubi, der blonden Zicke mit den Stöckelschuhen, dem schwarzen Handy-Man, der sich mit der blöd quatschenden Asiatin mittels GPS in eine Wolfsfalle navigieren lässt, einer mexikanischen Gang-Braut mit versteckter Knarre und einem brünetten Paris-Hilton-Abziehbild hat sich diesmal auch ein richtiger, kleiner Nazi mit unter die Abschusskandidaten eingefunden. Der Hobby-Fascho schnüffelt am liebsten Benzin und erlebt in seinem Rauschzustand eben nicht, dass ihm sein eintätowiertes „White Power“ gar nichts nützt, als Meister Petz gegenüber steht. Schade: sein Tod geschieht im Off. Ich hätte gerne den Nazi sterben gesehen.
Bis es aber am Ende wenigstens etwas zur Sache geht, hält man sich zu lange mit klamaukigen Banalitäten auf. Tempo und Spannung bleiben schnell auf der Strecke, denn es wird ausgiebig durch den Wald gelatscht, dummes Zeugs erzählt incl. Prahlereien über diverse Konflikte mit dem Gesetz, es gibt eine Badeszene, Balzrituale, noch mehr Lagerfeuer-Anekdötchen – und dann: der Angriff vom Stinktier! Solche Filme können aber auch ganz schön abstinken!
Zumindest wenn sie so einfallslos daher kommen wie im vorliegenden Fall. Dummerweise weiß Regisseur und Autor Tom Skull nichts mit der gemeinsamen Bedrohung Psycho-Killer / Killer-Bär anzufangen, ist doch der entflohene Sträfling, der lang und breit eingeführt wird, der Erste, der dem Bären zum Opfer fällt. Böse Dramaturgie-Falle. So bleibt es dem Grizzly (Gott sei Dank nicht Computer animiert) allein überlassen, sich der Frischfleisch-Fraktion anzunehmen. Das dauert jedoch viel zu lange und beschränkt sich zunächst auf Rascheln im Laub und Grummeln im Busch, ehe die Bären-Tatze zumindest in den letzten 20 Minuten genregerecht zulangt. Wenigstens kommen dann die Gore-Hounds auf ihre Kosten, wenn schon mal ein Kopf oder sogar eine Silikon-Titte wegfliegt und die zweigeteilte Uschi mit freiliegenden Innereien krächzend über den Wald-Boden robbt. Allerdings sind die Splatterszenen genauso billig wie die holprig inszenierten Grizzly-Angriffsszenen, in denen sich auf dilettantische Weise Nahaufnahmen vom echten Bären mit den Mann im Kostüm abwechseln. Nicht unbedingt ein Grund, sich deswegen das zuvor dominierende, belanglose Kuddelmuddel anzutun und so wirken die 2 Schlußpointen denn auch ziemlich aufgesetzt als das sie die lahme Geschichte entsprechend abrunden.
So bleibt nur ein weiterer Trash-Reißer, in dem junge, dumme Menschen in den Wald laufen und dort kalt gemacht werden. Der ultimative Bären-Horrorfilm bleibt somit weiterhin der William-Girdler-Schinken GRIZZLY aus dem Jahre 1976.
- Glenn Morshower kennen viele vielleicht als Agent Pierce aus der Hitserie 24. Darüber hinaus prägte er zahlreiche Nebenrollen, nicht selten als Polizist, Geheimagent oder hohes Army-Tier, mal abgesehen von seinem kurzen Auftritt als Brückenoffizier der Enterprise-B in STAR TREK – GENERATIONS (1994): z. B. AIR FORCE ONE (1997), GODZILLA (1998), PEARL HARBOR, BLACK HAWK DOWN (beide 2001), BLOOD WORK (2002), THE CORE (2003), HOSTAGE, DIE INSEL (beide 2005) und TRANSFORMERS (2007).
- Rance Howard (A CRACK IN THE FLOOR, THE TOOLBOX MURDERS), Vater von Ron & Clint Howard, ist zu Beginn kurz als Ranger Howard zu sehen, allerdings ist sein Auftreten kaum von Belang, fährt er doch schnell aus dem Wald und somit aus der Handlung.
4/10