EVIL BEAST
Kanada 2007 / O: „Bottom Feeder“ / Prod.: Feeders Film; 235 Film; Genius Products; Momentum Pictures / Laufzeit: 83 Min. / Freigabe: k.J. / ab 18
Regie + Buch: Randy Daudlin / Musik: Ryan Latham / Kamera: David Mitchell / Schnitt: Eduardo Martinez / Ausf. Prod.: Gary Howsam, Kate Harrison / Prod.: Erin Berry, Patrick Cameron, Harvey Glazer, Robert Wilson
Tom Sizemore (Vince Stoker), Wendy Anderson (Krendal), Richard Fitzpatrick (Charles Deaver), Amber Cull (Sam), Martin Roach (Otis), James Binkley (Nathaniel Leech), Simon Northwood (Wilkes), Philip Akin (Sarge), Tig Fong (Tae Seng) sowie Joe Dinicol, Greg Campbell, C. Mercury
1996 war es, da bekam Tom Sizemore, ebenso verlässlicher wie charismatischer Nebendarsteller in solch unterschiedlichen Filmen wie TRUE ROMANCE, NATURAL BORN KILLERS, DER SOLDAT JAMES RYAN, HEAT und BLACK HAWK DOWN, von Regie-Routinier Peter Hyams seine erste Hauptrolle verpasst: In der Romanverfilmung DAS RELIKT spielte er einen abergläubischen Polizisten, der in dunklen Kanalisationsschächten auf Monsterjagd ging. Genau 10 Jahre später verschlug es Sizemore in BOTTOM FEEDER wieder in ein unterirdisches Tunnellabyrinth, wo er abermals von einem blutrünstigen Biest, das beißt und sabbert, verfolgt wird. So einiges ist geschehen in dieser Zeitspanne, in der Sizemore eine Oscar reife Leistung hinlegte: vornehmlich mit einer Drogenkarriere, die mit diversen Skandalen zwar nicht die Kinosäle, dafür aber die Klatschspalten füllte. Vom angesehenen Charakterdarsteller zum ausgeklinkten Hollywood-Rüpel mit Tom Sizemore in der Rolle rückwärts seines Lebens. Bei Dreharbeiten fiel er immer wieder unangenehm auf (man denke an den Schlagabtausch zwischen ihm und Val Kilmer im SF-Flop RED PLANET), er musste seine Luxusvilla aufgeben, es tauchte ein selbstgedrehtes Porno-Video im Netz auf und er wurde angeklagt, seine Ex-Tussi Heidi Fleiss fleißig verprügelt zu haben. Wieder einer, der nichts ausließ um unangenehm aufzufallen.
Nachdem er aus der Entzugsklinik entlassen wurde, folgte als Resultat die Feststellung, dass die ganz großen Rollen für’s Erste ausbleiben und er nun stattdessen sein Dasein mit mal kleineren, mal größeren Auftritten in eher unterprivilegierten Billigfilmchen fristen muss, um sich so seine Brötchen zu verdienen. Sein Name ziert nun fortan deren DVD-Cover, für findige Schmalfilmproduzenten war Tom Sizemore als Lockmittel und werbeträchtige Einnahmequelle immer noch gut. So richtig im Mittelspunkt stand er für den Musiksender VH-1 in der Reality-TV-Soap „Shooting Sizemore“ mit Tom Sizemore als Tom Sizemore: Darin wurden für die Nachwelt seine Gehversuche aus der Entzugsklinik ins pralle Leben auf das filmische Parkett freimütig dokumentiert. Ob es nun gerade das ist, was sein Stern am Hollywood-Himmel wieder zum leuchten bringen soll, sei einmal dahin gestellt. Aber zumindest war er wieder klar in der Birne, denn Inhalt dieser Reality-Serie war eben auch, wie er die Dreharbeiten zu dem hier vorliegenden Monsterfilm-Heuler nach nur 2 Tagen abbrach, nur um dann voller Reue wieder ans Set zurück zu kehren. Warum er aus dem Projekt aussteigen wollte, scheint durchaus nachvollziehbar zu sein: der Film, um den es sich handelt, ist nicht unbedingt das, womit man einen blassen Stern wieder zum leuchten bringt. Aber er hat das Ding dann doch ganz tapfer durchgezogen, denn: selbst ist der Mann.
Zwischen der Monsterjagd im Kanalschacht in DAS RELIKT und BOTTOM FEEDER (oder auch EVIL BEAST, wie die B-Movie-Produktion durchaus passend deutsch betitelt wurde, könnte man doch glatt annehmen, es handelt sich hier um Sizemore selbst) liegen also nicht nur 10 Jahre, sondern auch ganze Welten. Sizemore spielt hier den Schichtleiter eines Hausmeistertrupps, der den Auftrag erhält, in einem verlassenen Klinik-Komplex mal nach dem rechten zu schauen, aber in den verzweigten, unterirdischen Gängen auf ein grauenhaftes Monster trifft. Wie es dort hin kam? Nun, da war mal so ein übergeschnappter Millionär namens Charles Deaver (Richard Fitzpatrick), dessen Körper mit Brandnarben übersät und auf den Rollstuhl angewiesen ist. Deaver bestellte den tüchtigen Wissenschaftler Leech (James Binkley) zu sich, denn dieser hat angeblich ein Serum entwickelt, das ihn aus seiner körperlichen Misere befreien könnte. Kurzum: Leechs Wundermittel scheint zerstörtes Gewebe regenerieren zu können. Deaver hatte aber nichts anderes im Sinne, als Leech zusammenschlagen und zwei Kugeln verpassen zu lassen, um sein angebliches Wundermittel an ihm selbst ausprobieren zu lassen. Der Wissenschaftler als unfreiwilliges Testobjekt: schwer verletzt wird Leech im Keller zurückgelassen, 24 Stunden sollte Deaver’s eiskalte Handlangerin nach ihm schauen, ob sein Serum auch wirklich angeschlagen hat. Nur eines hatte man vergessen: jenes Protein, das die Nebenwirkungen eindämpft. Und so mutiert unser braver Wissenschaftler zum blutgierigen Monster, das zunächst diverse Ratten und den Hund eines obdachlosen Jamaika-Penners (Philip Akin) verspeist, um dann anschließend Jagd auf Tom Sizemores Hausmeister-Truppe und Deavers Killerbande zu machen…
Man ahnt es schon, was einen hier erwartet: einer dieser billigen, luschigen 08/15 Monster-Würger, in denen diverse, hastig kreierte Charaktere auf eingeschlossenem Raum klischeehaft dezimiert werden. Und genau das bekommt man schließlich auch geboten. Nur eben das der vorhersehbare Ablauf doch ein bisschen zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen, da Regisseur Randy Daudlin sich zu oft mit Nebensächlichkeiten aufhält, bis die Aktionen des Monsters einsetzen. Wenn da zum Beispiel der jugendliche Hausmeister-Punk-Verschnitt die junge Kollegin (und den Zuschauer) mit albernen Späßchen nervt und ein nicht minder nervender, dümmlich plappernder Jamaika-Penner auf der Suche nach dem entlaufenem Hündchen seine Runden dreht, sind das nur redselige Momente, um dem Film aufgrund seiner Einfallslosigkeit auf eine handelsübliche Laufzeit zu strecken. Frei nach dem Motto: irgendwie müssen wir ja auf ungefähr 90 Minuten kommen. Und so spielt sich das übliche Geklüngel in den üblich tristen, monotonen Billig-Kulissen ab, in dem sich die Guten (die muntere Hausmeistertruppe) mit den Bösen (die fiesen Handlanger vom korrupten Industrie-Millionär) verbünden müssen, um einigermaßen heil aus der heiklen Sache herauszukommen. Tom Sizemore darf sich dabei zum Anführer aufschwingen und die passenden Sprüche klopfen und macht dabei, im Gegensatz zu einigen seiner weniger erfahrenen Mitstreiter, nicht mal eine schlechte Figur – wenn man mal außen vor lässt, was für charakterstarke Auftritte er Jahre zuvor noch absolvierte.
Pluspunkte sammelt BOTTOM FEEDER mit dem Auftreten des Monsters, das diesmal nicht aus dem Computer gestiegen ist, sondern auf traditionelle Weise mit Gummi und Latex zusammen gepanscht wurde. Und dieses Outfit lässt auch den Trash-Faktor im positiven Sinne erhöhen: da watschelt dieses Ungetüm, eine Mischung aus Werwolf und Riesenratte, durchs dunkle Kellerlabyrinth, um den Opfern zumindest in der letzten halben Stunde etwas einzuheizen und Trash-Fans in Verzückung zu setzen, nachdem der Film sich in dieser Hinsicht die Stunde davor eher zurückhielt. Da purzeln ein, zwei Köpfe über den Boden, da wird eine Kinnlade herausgerissen und auch Deavers stummer Bodyguard scheitert dem gegenüber mit seiner asiatischen Kampfkunst. Splatter- und Blutgehalt war anderswo sicherlich schon höher gewesen, wird da der eine oder andere mäkeln, doch auch nur, weil wir alle inzwischen so abgestumpft sind, bedenkt man einmal, wie blutig und packend beispielsweise Neill Marshalls THE DESCENT war. Aber der war auch richtig gut, BOTTOM FEEDER schafft nur den mageren Durchschnitt. Das es auf diesem Sektor schon schlechteres zu sehen gab (siehe MIND RIPPER), macht Daudlins Filmchen natürlich auch nicht besser: es brauch einfach zu lange, um aus der Hüfte zu kommen.
- EVIL BEAST gibt es bei uns ungekürzt auf DVD von Splendid