AUF DER U-17 IST DIE HÖLLE LOS
USA 1959 (s/w) / O: "The Atomic Submarine" / Prod.: Gorham Productions / Laufzeit: 73 Min. / FSK: ab 16
Regie: Spencer G. Bennett / Musik: Alexander Laszlo / Kamera: Gilbert Warrenton / Prod.: Alex Gordon / Buch: Orville Hampton / Spezialeffekte: Jack Rabin, Irving Block, Louis DeWitt
Arthur Franz (Commodore Holloway), Dick Foran (Captain Dan Wendover), Brett Halsey (Dr. Carl Nelson), Tom Conway (Sir Ian Hunt), Paul Dubov (Lt. David Milton), Joi Lansing (Julie), Bob Steele (Griff), Victor Varconi (Dr. Kent), Selmer Jackson (Admiral Terhune), Jack Mulhall (Murdock) sowie Jean Moorhead, Richard Tyler, Sid Melton, Ken Becker u.a.
„Wo der Kampf zur Hölle wurde, dahin zwang sie der Befehl.“ (Verleihwerbung)
SEA QUEST DSV anno 1959: Geheimnisvolle Katastrophen drohen in der Nähe des Polarkreises die arktische Schifffahrt lahm zu legen. Jüngstes Opfer ist das U-Boot „Sturgeon“ (!), das mit einem Mal explodierte. Das funkelnigelnagelneue Atom-U-Boot „Tiger Shark“ wird ausgesandt, um das zu machen, was ein U-Boot so macht: nämlich den Dingen auf den Grund gehen. Nobelpreisträger Sir Ian Hunt (Tom Conway) bringt als erster Kräfte jenseits der menschlichen Intelligenz mit den feindlich gesinnten Angriffen in Verbindung und vermutet einen „außerplanetarischen Kopf“ hinter den anhaltenden Schiffskatstrophen. Es dauert nicht lange, und ein Unterwasser-UFO schwirrt vor der Linse herum. Großes Rätselraten beginnt. Spannung wie bei Günther Jauch. Ein Amphibienwesen wird vermutet:
„Freundlicher Gedanke, daß man es nicht mit Marsmenschen, sondern Marsfischen zu tun hat.“ „Fliegende Untertassenfische!“
Bald steht die tapfere Besatzung dem Urheber allen Übels gegenüber. Ein abstrakt aussehendes Krakenviech mit Zyklopenauge, das sich doch allen Ernstes für „zivilisierter, kultivierter, klüger und schöner“ hält. Das wahre Gesicht von Angela Merkel? Nein, diesmal nicht. Sondern ein böses, gestrandetes Alien, das den Nordpol als Batterieladestation anzapft und die Erde zur Kolonisation vorbereitet…
THE ATOMIC SUBMARINE hat Charme und macht Spaß, obwohl er seine fragwürdige Atombomben-Propaganda ziemlich ernst nimmt. Trotz plappriger Momente kommt keine Langeweile auf, was bei 70 Minuten Laufzeit kein Wunder ist. Instrumente, die verrückt spielen oder ganz den Geist aufgeben. Eingestreute Wochenshowaufnahmen. Lustige Unterwasserszenen, etwa Torpedosalven, die vom Zyklopen mit Götterspeise (!) abgewehrt werden. Ein Off-Sprecher, der das ganze auf besonders amüsante Weise kommentiert. Und dann noch ein Regisseur wie Spencer Gordon Bennet (1893-1987), der die einzelnen Szenenübergänge im Stile der Serials inszenierte, die vor allem in den 30er und 40er Jahren seine Heimat waren.
Die besten Dialogzeilen wurden einem Froschmann in den Mund gelegt: „Hätte ich mich bloß nicht freiwillig zu dieser Truppe gemeldet. Eigentlich wollte ich Schauspieler werden.“ Blitzt da Selbstironie auf? Wär‘ doch gar nicht nötig gewesen. Die fast männliche Darstellerriege überzeugt auf der ganzen Linie, spielen sie doch so, wie so ein mustergültiger Soldat auftritt: hölzern, steif, gleich geschalten. Besondere Erwähnung soll Dick Foran finden, der als Captain Wendover einen „auf wichtig“ macht.
Die üblichen Rivalitäten unter Männern, die gegenseitige Positionen vertreten, dienen als Marine-Reklame. Da tituliert der kriegslüsterne, „die Väter der Atom-U-Boote“ verehrende Militär-Fatzke Commodore Holloway (Arthur Franz, INVASION VOM MARS, 1953) den pazifistisch gesinnten Dr. Nelson (Brett Halsey), der zur Gruppe der Friedensfreunde angehört und sich für „soziale Gerechtigkeit und die Würde des Menschen“ einsetzt, als „pflaumenweichen Herumtreiber“. Der Appell an den Frieden wird als bloßes Gewäsch abgetan und so dienen Dr. Nelsons Argumente auch nur dazu, um dem Publikum eine derartige Minderheitenmeinung auszutreiben. Denn: Krieg war schon immer ein profitables Geschäft, was nicht nur fürs Pentagon, sondern auch für Hollywood gilt. Apropos Pentagon, welches mit einer kurzen Einblendung standardgemäße Erwähnung findet: die Herrschaften dürften damals mit der Entwicklung des Films zufrieden gewesen sein. Eine ordentliche Raketensalve ist schließlich die letzte und einzige Chance, um das außerirdische Biest zu bekämpfen. Habt ihr das verstanden, ihr pflaumenweichen Herumtreiber da draußen: Eine ordentliche Raketensalve! Und so gehen unsere tapferen Helden derart nüchtern auf die Alien-unter-Wasser-Jagd, als wäre sie was ganz selbstverständliches. So wie Kommunisten jagen oder so. Friedensaktivist Nelson befindet sich zum Schluss, nach dem Ausgang der Dinge, auf Schleimkriecherspur direkt in Holloways Arsch, obwohl sich beide auf der „Tiger Shark“ fast an die Gurgel gingen: „Solange wir Boote haben wie die „Tiger Shark“ und Sie und den Captain…“
- Dick Foran (1910-1979) brillierte auch in Universal’s Monsterheulern wie THE MUMMY’S HAND (1940) und THE MUMMY’S TOMB (1942)
- Brett Halsey (Jahrgang 1933) konnte man im selben Jahr an der Seite von Vincent Price in Edward Bernd’s Fortsetzung DIE RÜCKKEHR DER FLIEGE erleben; viele Jahre später war er in Lucio Fulci’s Alterswerken WHEN ALICE BROKE THE MIRROR (1988), NIGHTMARE CONCERT und DEMONIA (beide 1990) sowie Luigi Cozzi’s Edgar-Allen-Poe-Verballhornung THE BLACK CAT (1989) zu sehen. Sogar für eine Mini-Rolle in DER PATE III (1990) hat es noch gereicht.
- Die Welt ist ein Dorf: Tom Conway und Paul Dubov waren bereits 1957 in den Fängen von VOODOO WOMAN, ein Jahr zuvor bekamen sie es mit dem GESCHÖPF DES SCHRECKENS zu tun. Beide Werke stammen übrigens von Meisterregisseur Edward L. Cahn
- „Dies ist wahrscheinlich der beste unter den Low-Budget-Filmen von Produzent Gordon aus den fünfziger und sechziger Jahren. Dies verdankt er zum größten teil der sachlichen Regie von Bennet, einem Mann, der durch die harte Schule von Sam Katzmans billiger als billigen Low-Budget-Produktionen gegangen war, zu denen SUPERMAN (1948), BATMAN UND ROBIN (1949) und zahlreiche Serienwestern gehört hatten.“ (DIE SCIENCE FICTION ENZYKLOPÄDIE)
- „Hinter dem billig gemachten und wenig phantasievoll ausgeschmückten Invasion-aus-dem-All-Streifen versteckt sich – allerdings sehr schlecht getarnt – ein Propagandafilm für die US-Marine und ein ziemlich ernst gemeintes Plädoyer für den Einsatz der Atombombe als „Aspirin“ auf die Weltpolitik.“ (Frank Trebbin, DIE ANGST SITZT NEBEN DIR)
- „Science-fiction-Film von technisch geringer Fantasie, das ein Loblied auf die Militärs anstimmt.“ (LEXIKON DES INTERNATIONALEN FILMS)
- „Mit dem Enderfolg kann das zur Verteidigung mit Atomwaffen stets bereite Pentagon zufrieden sein.“ (FILMDIENST)
7/10